Entnommen aus: Sag's mit Pfiff von Guenter Tange, Eschborn Verlag
A
Abenteuer:
eine von der richtigen Seite betrachtete Strapaze.
manchmal nur ein teurer Abend.
Aberglaube:
die verschaemte Ausflucht von Leuten, die so viel lieber glauben wuerden.
der groesste Aberglaube:
der Glaube an die Vorfahrt.
Abfindung:
Geld, das man jemandem nachwirft, den man hinauswirft.
abhaengig:
auf den Grossmut eines anderen angewiesen, da ohne Druckmittel.
Abkuerzung:
oft der schnellste Weg zu einem Ort, den man gar nicht aufsuchen wollte.
ein Weg, auf dem man keinen trifft, den man nach dem Weg fragen koennte.
Abruestung:
zwischenstaatliche Uebereinkunft, alle veralteten Waffen zu vernichten.
Abruestungskonferenzen:
die Feuerwehruebungen der Brandstifter.
Abschied:
die innigste Form menschlichen Zusammenseins.
Abschlusskommunique:
ein schon lange vorher ausgearbeitetes Dokument, von dem jeder hofft,
dass es durch den Konferenzverlauf nicht widerlegt werden moege.
Abstinenz:
die Kunst, das nicht zu moegen, was man ohnehin nicht kriegt.
Abstinenzler:
ein Mensch, der Alkohol lediglich aus der Arnzneiflasche trinkt.
ein schwacher Mensch, der der Versuchung nachgibt, sich selbst ein Vergnuegen zu versagen.
Leute, die niemals entdecken, was sie versaeumt haben.
Leute, die vom Verzicht nicht genug bekommen koennen.
ein Mensch, der sich an Nuechternheit berauscht.
Abstraktion:
der einzige gedankliche Prozess, der einen befaehigt, etwas zu erklaeren, was
man selbst nicht versteht.
Absurditaet:
eine Meinungsaeusserung, die der eigenen Ansicht offenkundig widerspricht.
Abteilungsleiter:
maennlicher Angestellter, der sich seinen Kaffee nicht mehr selbst aufbruehen muss.
Abwaesser:
neuzeitliche Bezeichnung fuer Rhein, Elbe, Donau und ihre saemtlichen
Nebenfluesse.
abwesend:
den Angriffen von Freunden und Bekannten ausgeliefert, verleumdet,
geschmaeht.
Abwesenheit:
eine der nuetzlichsten Zutaten zum Familienleben, sie richtig zu dosieren,
ist keine geringe Kunst.
8:
die Eieruhr der Zahlen.
Adam:
der einzige Mensch, der nie eines Plagiats beschuldigt werden konnte.
der erste Entwurf fuer Eva.
hoechtwahrscheinlich der vorlaeufig letzte Mensch, der nicht plagiiert
hat.
Adamsapfel:
der Bissen, der ihm im Hals steckenblieb, als er merkte, was gespielt
wurde.
hervortretender Schildknorpel am Hals des Mannes, von der Natur vorsorglich angebracht, damit der Strick nicht rutscht.
Adjektive:
Dinge, an denen junge Autoren das Sparen lernen sollen.
zweiter Advent:
ein Schotte mit einer Kerze vor dem Spiegel.
Advokaten:
die einzigen Leute, bei denen Unkenntnis des Rechts nicht bestraft, sondern belohnt wird.
Aerger:
die Unfaehigkeit, Wut in Aktion umzusetzen.
eine Saeure, die ihren Behaelter staerker zerfrisst als das, worueber man sie
ausgiesst.
Affe:
ein Tier, das auf Baeumen lebt, besonders gern auf Stammbaeumen.
Agitator:
ein Politiker, der die Obstbaeume seiner Nachbarn schuettelt - um die
Wuermer herunterzuholen.
Akademische Freiheit:
es darf mehr gearbeitet werden, als verlangt wird.
Akrobat:
jemand, der sich den Hals bricht, um sich den Bauch zu fuellen.
Aktiengesellschaft:
Grossbetrieb, in dem die leitenden Angestellten so tun, als gehoere er
ihnen.
raffinierte Einrichtung zur persoenlichen Bereicherung ohne persoenliche
Verantwortung.
Akzent:
ein akustischer Fingerabdruck.
Albernheit:
eine Erholung von der Umwelt.
Alibi:
eine Rechtfertigung mit zweifelhaftem Ruf.
Alimente:
Zahlungsverflichtung bei Verkehrsunfaellen.
jene Einrichtung, bei der einer dafuer bezahlt, dass zwei einen Fehler
gemacht haben.
Vergnuegungssteuer im nachhinein.
Alkohol:
der einzige Feind, den der Mensch lieben gelernt hat.
eine Fluessigkeit, in der man alles konservieren kann ausser Geheimnissen.
das Betaeubungsmittel, mit dessen Hilfe wir die Operation Leben ueberstehen.
allein:
in schlechter Gesellschaft.
der Zustand, in dem sich jeder Nachdenkliche befindet.
Allianz:
in der internationalen Politik: das Buendnis zweier Diebe, die sich gegenseitig die Haende so tief in die Taschen gesteckt haben, dass keiner von
ihnen fuer sich allein einen Dritten auspluendern kann.
Alpen:
unnatuerliche Geschwuelste der Erdoberflaeche.
Alter:
wohl das einzige, was uns muehelos in den Schoss faellt.
Zeitspanne, in der man viele Fehler ablegt, weil man sie nicht mehr
braucht.
die Lebensperiode, in der wir die Suenden, die wir noch begehen, dadurch
wettmachen, dass wir jene verabscheuen, die zu begehen wir nicht mehr
imstande sind.
die hoffnungsloseste aller Krankheiten.
die Zeit, wo die Erinnerung an die Stelle der Hoffnung tritt.
gefaehrliches Alter:
die Zeit von der Geburt bis zum Tod.
mittleres Alter:
der Lebensabschnitt, wenn dich die Kinder eins nach dem anderen verlassen, um nach einer Weile zu zweit zurueckzukehren.
altern:
bis heute die einzige Moeglichkeit, alt zu werden. Deshalb muessen wir uns
damit abfinden.
sich ueber sich selbst klar werden und sich beschraenken.
Vorgang, in dessen Verlauf die Zukunft sich immer schneller in Vergangenheit verwandelt.
eine schlechte Gewohnheit, die ein beschaeftigter Mann gar nicht erst aufkommen laesst.
in zunehmendem Masse sich ueberfluessig machen.
Alt sein:
ein herrlich Ding, wenn man nicht verlernt hat, was anfangen heisst.
Amateur:
ein Mensch, der eine Sportart betreibt, die niemand sehen will.
Amerika:
der Erdteil, der aus Versehen entdeckt wurde.
ein Land, in dem viele Maenner als Tellerwaescher angefangen haben und,
soweit sie verheiratet sind, auch als Tellerwaescher aufhoeren.
die Entwicklung von der Barberei zur Dekadenz ohne Umweg ueber die
Kultur.
ein freies Land, in dem jeder Mann tun kann, was seiner Frau beliebt.
eine Nation, die viele sonderbare Erfindungen macht, um irgendwohin zu
gelangen, und die dann nicht weiss, was sie tun soll, wenn sie dort angekommen ist.
ein Land, in dem die Maschinen von den Maennern und die Maenner von
den Frauen beherrscht werden.
ein Facharzt fuer Funktionsstoerungen der Demokratie, der selber krank
geworden ist.
Amerikaner:
das einzige Volk der Welt, bei dem ein Verkehrsunfall als natuerliche
Todesursache gilt.
amerikanischer Praesidentschaftsbewerber:
das einzige Wild, das niemals Schonzeit hat.
Amme:
Talent im Stillen.
Amnestie:
die Grossmut des Staates gegen diejenigen Gesetzesuebertreter, deren
Bestrafung auf die Dauer zu kostspielig kaeme.
ein Akt, durch den die Herrscher die haeufigsten Ungerechtigkeiten verzeihen, die sie begangen haben.
Amuesement:
das Glueck derer, die nicht denken koennen.
Analphabeten:
Leute, die des Nichtlesens und Nichtschreibens maechtig sind.
Anarchismus:
der Versuch, das kleinere Uebel durch das groessere zu ersetzen.
Anarchist:
ein Mensch, der das Leben leicht nimmt, wenn es einem anderen gehoert.
Anatomie:
etwas, das jeder hat, das aber bei Maedchen besser aussieht.
anders:
auch nicht besser.
Anekdote:
ein Witz, der in Bayreuth aufgetreten ist.
Anekdoten:
charakteristische Episoden, die sich in den Biographien vom mindestens
zwanzig beruehmten Persoenlichkeiten finden.
Anerkennung:
eine Pflanze, die vorwiegend auf Graebern waechst.
Anfang:
der wichtigste Teil der Arbeit.
Angeber:
einer, der sich Sekt in die Scheibenwischanlage fuellt.
angeln:
die unverdaechtigste Art des Nichtstun.
ein grossartiger Anschauungsunterricht fuer die Gleichheit der Menschen
- vor den Fischen sind alle Menschen gleich!
die einzige Art der Philosophie, von der man, wenn man Glueck hat, satt
werden kann.
stundenlang geduldig an einem Fleck lauern, bis man nichts gefangen
hat.
Angestellter:
Mitarbeiter, der es noch zu keinem wohlklingenden Titel gebracht hat.
ein Arbeiter, der glaubt, keiner zu sein.
leitender Angestellter:
ein Mann, der jederzeit fortbleiben kann, ohne dass man ihn vermisst.
Angst:
das einzige, das sich schneller vermehrt als Kaninchen.
die Triebfeder des Krieges.
Anhaenger:
ein Gefolgsmann, der noch nicht alles erlangt hat, was er zu kriegen hofft.
anklagen:
die Schuld oder Unwuerdigkeit eines anderen beteuern; gewoehnlich, um
uns selber dafuer zu rechtfertigen, dass wir ihm Unrecht getan haben.
Anpassung:
der Vorgang, der das Magengeschwuer zum Vernarben bringt.
eine soziale Kreisbewegung, bei der jeder sich nach dem anderen richtet,
wobei allerdings niemand weiss, nach wem sich der erste richtet.
der Weg des geringsten Widerstands - doch der fuehrt nirgendwo hin.
Ansehen:
der gute Ruf, den man geniesst, weil viele schweigen.
Anstaendigkeit:
der Trost, der einem nach schlechten Geschaeften bleibt.
die Verschwoerung der Unanstaendigkeit mit dem Schweigen.
Anstand:
wie man sich benimmt, wenn man allein ist.
Anstandsdame:
eine aeltere Dame, die aufpasst, dass junge Maedchen nicht Dinge machen,
die sie selbst gern gemacht haette, wenn sie nicht als junges Maedchen eine
Anstandsdame gehabt haette.
Anteilnahme:
die allseitige Bestaetigung der Einsamkeit.
die gesellschaftliche Form der Zudringlichkeit.
Antipathie:
das Gefuehl, das Frauen empfinden, die das Wort Eifersucht vermeiden
wollen.
das Gefuehl, das einem der Freund eines Freundes einfloesst.
Antiquitaeten:
schoene alte Dinge mit haesslichen neuen Preisen.
das sind so Sachen, die beim Sperrmuell immer zuerst geklaut werden.
der Kitsch von gestern zu Preisen von heute.
das einzige Feld, auf dem das Gestern noch Zukunft hat.
Apathie:
das Verhaeltnis zum Verhaeltnis nach dem Verhaeltnis.
Apfel:
Suendenfallobst.
Aphorismen:
Philosophien in einem Satz.
transportierfaehige Weisheiten, ausgesuchtester Extrakt des Denkens und
Fuehlens.
Behauptungen, die keines Beweises beduerfen, weil sie durch ihre Formulierung ueberzeugen.
Saetze, in denen ein gewisses Mass an Genauigkeit der Kuerze geopfert wird.
Hobelspaene vom Baum der Erkenntnis.
vollendete Saetze.
Aphorismus:
der letzte Ring einer langen Gedankenkette.
die Wahrheit im Gewande der Improvisation.
eine Anleitung zum eigenen Nachdenken.
eine These seines Autors, fuer welche er den Beweis schuldig bleibt.
Indiz dafuer, dass jemandem ein Gedanke durchgegangen ist. Durch den
Kopf.
ein Gedankensplitter, der ins Auge geht.
die Kunst der Kuerze. Kann auch die Kunst der Zu-kurz-Gekommenen
sein.
die aelteste, die einfachste und die allgemeinste Form philosophischer
Erwaegung.
ein Sektor, der den Kreis ahnen laesst.
ein guter Aphorismus:
die Weisheit eines ganzen Buches in einem einzigen Satz.
ein Universum im Wassertropfen.
Aphoristik:
Kunst des Weglassens bis zur Spruch-Reife.
Aphoristiker:
ein Mensch, der sich wie ein Kind freut, weil es ihm gelungen ist, sich
etwas auszudenken, was wahrscheinlich schon bei den alten Phoeniziern
ein uraltes Sprichwort war.
aphoristische Definition:
kandierte Fruechte vom Baum der Erkenntnis.
Apotheker:
ein Geschaeftsmann, der verhungert, wenn es ihm nicht gelingt, unleserliche Rezepte zu entziffern.
Komplize des Arztes, Wohltaeter des Bestatters und Ernaehrer der Wuermer.
Appetit:
die Luxusausgabe des Hungers.
Appetithappen:
kleine Leckerbissen, die man so lange in sich hineinstopft, bis einem der
Appetit vergeht.
Applaus:
Rauschmittel, unter dessen Einwirkung sich Politiker zu den seltsamsten
Erklaerungen verleiten lassen.
Arbeit:
laut Statistik die Hauptursache fuer Betriebsunfaelle.
eines der groessten Dinge auf der Welt; wir sollten uns deshalb einiges
davon fuer morgen aufheben.
die laestige Unterbrechung der Freizeit.
veraltete Methode, den Lebensunterhalt zu verdienen.
eine Sucht, die wie eine Notwendigkeit aussieht.
das am weitesten verbreitete Rauschgift.
Taetigkeit, durch die A fuer B Vermoegen schafft.
der Umweg zu allen Genuessen.
fuer die Mehrheit der Menschen die einzige Zerstreuung, die sie auf die
Dauer aushalten koennen.
der Wucherzins, den wir fuer unser Leben bezahlen.
eine so faszinierende Sache, dass ich anderen stundenlang dabei
zuschauen koennte.
die ewige Last, ohne die alle uebrigen Lasten unertraeglich wuerden.
die Kur, bei der man sich von der Erholung erholt.
eine Art Gefaengnis. Wie viele schoene Dinge gehen vorbei, die zu sehen sie
hindert.
der Fluch der trinkenden Klassen.
ein Rauschgift, das wie ein Medikament aussieht.
uebertriebener Arbeitseifer:
eine Sucht, die man genauso behandeln lassen sollte, wie jede andere Form
der Suechtigkeit.
Arbeitsessen:
eine Mahlzeit, bei der man die Arbeit gleich mitverspeist, damit sie nicht
mehr stoert.
Arbeitspensum:
was geschafft wuerde, wenn alle mitarbeiten.
Arbeitsteilung:
der Vorgang, bei dem drei Leute in drei Stunden dasselbe leisten, das bisher ein Mann in einer Stunde geleistet hat.
Arbeitswut:
rezeptfreies Betaeubungsmittel, das durch fortgesetzten Gebrauch zur
Gewoehnung und schliesslich zur Sucht fuehren kann.
Arbeitszeit:
immer kuerzer werdende Unterbrechung der Freizeit.
Archaeologe:
jemand, dessen Laufbahn in Truemmern liegt.
der beste Mann, den eine Frau haben kann; je aelter sie wird, um so mehr
interessiert er sich fuer sie.
ein Mann, der es vor Altgier kaum aushaelt.
Archaeologie:
gefrorene Geschichte.
ARD:
eine Uhr, in deren Werk kein Raederchen zum anderen passt, aber deren Zeiger - unbegreiflich fuer alle - dennoch die richtige Zeit anzeigen.
arm:
nicht der, der wenig hat, sondern der, der nicht genug bekommen kann.
Armbanduhr:
die Handfessel der Zeit.
Armee:
eine Streitmacht, welche die Fehler der Diplomatie berichtigt.
Armenrecht:
eine Methode, mittels derer einem Rechtsuchenden, der kein Geld fuer
Anwaelte hat, gnaedig erlaubt wird, seinen Prozess zu verlieren.
arriviert:
wer es sich leisten kann, im Buero genauso mufflig zu sein, wie daheim am
Fruehstueckstisch.
Arrivierter:
einer, der sich jemanden zum Rasenmaehen nimmt und dann Golf spielen
geht, weil er Bewegung braucht.
Arroganz:
die Karikatur des Stolzes.
Arzt:
ein Zeitgenosse, der auch kein Mittel gegen Schnupfen weiss.
ein freundlicher aelterer Herr, der die Patienten waehrend des natuerlichen
Heilungsprozesses unterhaelt.
Gentleman, der an Krankheiten gedeiht und an Gesundheiten stirbt.
ein guter Arzt:
einer, der es versteht, den Patienten so lange zu beruhigen, bis die Natur
ihn wieder gesund gemacht hat.
Asket:
schwaechlicher Charakter, der der Versuchung erliegt, sich ein Vergnuegen
zu versagen.
Asketen:
Leute, die allem entsagen koennen ausser der Entsagung.
Assistent:
junger Mann, dessen Ehrgeiz in einem umgekehrten Verhaeltnis zu seiner
Macht steht.
Astrologe:
ein Mensch, der aus den Sternen liest, was im Gesicht steht.
Astrologie:
eine Form von Aberglauben, die sich anmasst, Gott in die Karten zu
schauen.
Astronauten:
Maenner, die ihren Frauen von ihren Reisen nicht mitbringen muessen.
Atheist:
ein Mensch, der ohne unsichtbare Unterstuetzung auskommen muss.
Atheisten:
Leute, die einen Glauben, den sie nicht haben, gluehend verteidigen.
Atombombe:
Waffe, die Heldenmut ueberfluessig macht.
Aufklaerung:
der Vorgang, bei dem ein Erwachsener mit Hilfe aller seiner Kenntnisse
dem Kind ein Viertel von dem erzaehlt, was sie schon wissen.
jener Vorgang, bei dem sich herausstellt, dass Opa nur halb soviel weiss wie
der Enkel.
der Vorgang, bei dem der Enkel dem Grossvater erklaert, was dieser bei
Oswald Kolle nicht verstanden hat.
Aufrichtigkeit:
die verwegenste Form der Tapferkeit.
totale Aufrichtigkeit:
die Zuflucht jener, die weder Phantasie noch Taktgefuehl besitzen.
Aufschub:
die toedlichste Form der Ablehnung.
aufstehen:
die schwerste Arbeit des ganzen Tages, die zumeist schon vor dem Fruehstueck erledigt werden muss.
sicheres Auftreten:
nichts anderes als die Faehigkeit, sich sein Unbehagen nicht anmerken zu
lassen.
aufwachen:
die beste Art, seine Traeume wahr zu machen.
Augen:
fuer gewoehnlich ein Vergroesserungsglas fuer fremde Fehler.
Auktionator:
jemand, der mit dem Hammer verkuendet, dass er einem mit seinem
Mundwerk die Tasche geleert hat.
Ausdauer:
eine niedere Tugend, die der Mittelmaessigkeit zu unruehmlichen Erfolg
verhilft.
konzentrierte Geduld.
Ausfuehrungsbestimmungen:
Erklaerungen zu den Erklaerungen, mit denen man eine Erklaerung erklaert.
Ausgewogenheit:
nichts anderes als das Leugnen bestehender Konflikte, Herstellung von
Einaeugigkeit, die es ermoeglicht, die Welt als eine konfliktfreie darzustellen.
auslaendisch:
aus einem anderen, zweitklassigen Land.
Ausnahme:
etwas, das sich die Freiheit nimmt, von anderen Objekten seiner Klasse
abzuweichen, wie: ein ehrlicher Mann, eine aufrichtige Frau etc.
Auspuffgase:
der Weihrauch der Zivilisation.
Ausrede:
etwas, das die Frauen schneller zur Hand haben als ihre Schuerze.
Kunst des Ausruhens:
ein Teil der Kunst des Arbeitens.
Ausschuesse:
Gremien, die Probleme loesen, die es ohne die Ausschuesse nicht gaebe.
Ausschuss:
Einrichtung, die nur funktioniert, wenn von ihren drei Mitgliedern zwei
verreist sind.
eine Einrichtung, die es einem ermoeglicht, nicht allein schuldig zu sein.
eine Gruppe Unvorbereiteter, die von Unwilligen ernannt werden, damit
sie Unnoetiges tun.
Ausschusssitzung:
fuer Leute, die gern die eigene Stimme hoeren, eine willkomene Gelegenheit, endlose Reden zu schwingen, waehrend andere Krokodile oder
Damenbeine zeichnen.
Aussenpolitik:
der Tourismus der wenigen.
Tourismus auf Staatskosten.
spektakulaere Ablenkungsmanoever bei innenpolitischen Schwierigkeiten.
die Kunst, einem anderen so lange auf den Zehen zu stehen, bis dieser sich
entschuldigt.
Aussteuer:
die einzige Steuer, die nicht hoch genug sein kann.
Austern:
ein Gericht, das so miserabel schmeckt, dass es niemand essen wuerde,
wenn es nicht so teuer waere.
Australien:
ein Land in der Suedsee, dessen industrielle und wirtschaftliche Entwicklung durch einen Disput der Geographen unerhoert aufgehalten wurde, die
nicht entscheiden konnten, ob es sich um einen Kontinent oder eine Insel
handelt.
Auswanderer:
Narr, der ein Land fuer besser haelt als ein anderes.
Menschen, die aus einer bekannten in eine unbekannte Misere reisen.
Auto:
Mittel der Technik, das uns instand setzt, in der Regel viel schneller und
bequemer die naechste Reparaturwerkstatt zu erreichen, als wir das zu Fuss
vermoechten.
jene technische Erfindung, welche die Anforderungen an die Reaktionsgeschwindigkeit der Fussgaenger betraechtlich gesteigert hat.
ein Frack aus Blech.
Autobahn:
Strasse, die steckenweise wegen Reparatur der Umleitung fuer den Verkehr
geoeffnet ist.
Autobiographie:
Enthuellungen ueber das schlechte Gedaechtnis des Verfassers.
Mittel, das manche Schriftsteller benutzen, um klarzustellen, was in Biographien ueber sie geschrieben werden soll.
Autobus:
Fahrzeug, das immer halb leer ist, wenn es in entgegengetzter Richtung
faehrt.
Auto fahren:
die Kunst, viel Geld in einen Haufen Blech zu stecken, um schneller als
derjenige voranzukommen, der einen gerade ueberholt hat.
die Kunst, am Montag noch am Leben zu sein.
Autofahrer:
jemand, der ein paar Kilometer vorsichtig faehrt, sofern er gerade an einer
Unfallstelle voruebergekommen ist.
Leute, die sich die Benutzung oeffentlicher Verkehrsmittel nicht leisten
koennen.
Automation:
der Versuch des Mannes, die Arbeit so leicht zu machen, dass die Frau sie
tun kann.
Autor:
einer, der aufgrund uebereinstimmender Aussagen von Buchhaendlern und
Verlegern die alleinige Schuld am Misserfolg eines Buches traegt.
Autoren:
Leute, die die Zeit in der Nase haben sollten und nicht die Nase in der Zeit.
die Kunst des Autorennfahrens:
so langsam wie moeglich der Schnellste zu sein.
Autorennfahrer:
ein Pilot, der zu niedrig fliegt.
sichere Autos:
Autos, die nicht schneller fahren, als ihr Fahrer denkt.
Avantgardisten:
Leute, die nicht genau wissen, wo sie hinwollen, aber als erste da sind.
-------------------
Caddy:
Helfer beim Golfspiel, der auch nicht gesehen hat, wohin der Ball
geflogen ist.
Café:
das Wartezimmer der Poesie.
Callgirl:
ein Maedchen, das einem Ruf folgt, ohne auf seinen Ruf zu achten.
der einzige Frauenberuf in Deutschland, in dem man es auch ohne Abitur
noch zu was bringen kann.
eine, die sich auszieht, ihr Glueck zu machen.
Campingsaison:
die Zeit, in der grosse Teile der Bevoelkerung unzureichend ernaehrt,
untergebracht und bekleidet sind.
Cassanova:
ein Mann, der Frauen so lange nachlaeuft, bis sie ihn erwischt haben.
der bekannteste Multi der Erotik.
Chance:
die Gelegenheit, einen Fehler zu wiederholen.
Chanson:
der irrwitzige Versuch, die Welt in ein paar gesungene Versen zu
erfassen.
Chaos:
jene Ordnung, die man bei der Erschaffung der Welt zerstoert hat.
Ordnung, die wir nicht verstehen.
Charakter:
wesentliches Hindernis fuer den Erfolg im Leben.
die Faehigkeit, sich selbst im Weg zu stehen.
ein Fels, an welchem gestrandete Schiffe landen und anstuermende
scheitern.
die Unfaehigkeit, anders zu sein.
Mut zur Monotonie.
das, was man hat, wenn keiner zuschaut.
weiter nichts als eine langwierige Gewohnheit.
ein Nebenprodukt. Er wird in der grossen Fabrik der taeglichen Pflichten
produziert.
Chrakterlosigkeit:
ein Mythos, den biedere Individuen geschaffen haben, um die Faszinationskraft anderer Leute erklaeren zu koennen.
Charakterstaerke:
oft nichts anderes als Gefuehlsschwaeche.
Charme:
jener Teil der Persoenlichkeit, von dem man gar nicht weiss, dass man
ihn
besitzt.
die Faehigkeit, in einem Menschen das Gefuehl zu erwecken, dass er so
wundervoll sei wie du.
das, was in anderen ist und das uns zufriedener macht mit uns selbst.
das, was manche Leute haben, bis sie beginnen, sich darauf zu
verlassen.
eine Art, wie ein Mensch "ja" sagt, ohne dass ihm eine bestimmte Frage
gestellt worden war.
die Chance der Haesslichen.
jene Gabe, die andere vergessen laesst, dass man aus dem Mund riecht.
das, was uebrig bleibt, wenn alles andere schwindet.
ein Juwel, das nachlaesst zu funkeln, sobald der Besitzer von ihm weiss.
Chaussee:
ein Streifen Land, der von einem Ort, wo es langweilig ist, zu einem
anderen fuehrt, wo der Aufenthalt sinnlos ist.
Chef:
ein Mensch wie alle anderen. Er weiss es nur nicht.
der waehrend der Kaffeepause auf die Uhr sieht.
ein Mann, der frueh kommt, wenn man zu spaet ist, und spaet kommt, wenn
man frueh ist.
ein Mensch, der es versteht, mit den Koepfen anderer Leute zu denken.
das ist nicht der, der etwas tut, sondern der, der das Verlangen
weckt, etwas zu tun.
einflussreiche Persoenlichkeit im Betrieb, die angenehme Dinge den Arbeitnehmern selbst mitteilt, unangenehme aber durch Dritte mitteilen
laesst.
ein Mann, der puenktlich sein muss, nur um sehen zu koennen, wer unpuenktlich ist.
ein Mensch, der anderer bedarf.
Chemie:
die Wissenschaft, die daran arbeitet, Wasser und Luft in ihrer reinen
Form zu erhalten, denn die Chemie ist die Wissenschaft, die dafuer
verantwortlich ist, dass Wasser und Luft in ihrer reinen Form nicht
mehr vorkommen.
Chic:
der i-Punkt auf dem i. Ohne Punkt wuerde das i niemals auffallen.
Chirurg:
ein Zeitgenosse, der besonders liebenswuerdig mit jenen Nachbarn verkehrt, die den Blinddarm noch haben.
Chirurgen:
hoefliche Menschen; sie klopfen anderen Leuten auf den Bauch, bevor sie
hereinkommen.
die einzigen Menschen, die ohne fremden Blinddarm und ohne fremde
Mandeln nicht leben koennten.
Choleriker:
ein Mensch, der um so roher wird, je mehr er kocht.
einer, der nach dem Grundsatz lebt: nicht wundern, nur aergern.
Chor:
Vereinigung verhinderter Solisten.
Christ:
jemand, der das Neue Testament fuer ein goettlich inspiriertes Buch
haelt, welches den geistlichen Beduerfnissen seines Naechsten wunderbar
entgegenkommt.
jemand, der die Lehre Christi insoweit befolgt, als sie sich mit einem
Suendenleben vereinbaren laesst.
Chuzpe:
wenn einer, der Vater und Mutter erschlagen hat, vor Gericht um mildernde Umstaende bittet, weil er Vollwaise ist.
CIA:
Finanzierungsgesellschaft fuer Fotosafaris im Ostblock.
Cocktailparty:
eine Gesellschaft, bei der jeder redet und keiner zuhoert.
Gelegenheit, Leute zu treffen, die soviel trinken, dass man ihre Namen
nicht behalten kann.
Gelegenheit, alte Bekannte zu treffen, die man noch nie gesehen hat.
Computer:
ein elektronisches Wunderwerk, das in einer zehntausendstel Sekunde
die verwickelsten Rechen- und Buchungsoperationen ausfuehrt - und dann
die Kontoauszuege mit zehn Tagen Verspaetung verschickt.
eine grossartige Erfindung. Es passieren genauso viele Fehler wie
frueher. Aber niemand ist daran schuld.
die logische Weiterentwicklung des Menschen: Intelligenz ohne Moral.
die neueste technische Errungenschaft zur wirksamen Verzoegerung der
Bueroarbeit.
die Loesung vieler Probleme, die wir ohne Computer gar nicht haetten.
Apparat, dessen Irrtuemer bei der Verrechnung von Autorentantiemen weit
schwieriger zu entdecken sind als die Irrtuemer der Buchhaltern.
Conférencier:
Mundwerker.
einer, der alte Witze erfindet.
Covergirl:
ein gut ausgezogenes junges Maedchen, mit dem man heisse Umschlaege fuer
Illustrierte macht.
-------------------
Fabel:
verpackte Moral
Facharzt:
ein Arzt, der seinen Patienten beigebracht hat, nur waehrend seiner Sprechzeiten krank zu werden.
ein Arzt, der mehr dafuer verlangt, dass er weniger weiss.
Fachmann:
ein Mann, der einige der groessten Fehler kennt, die man in dem betreffenden Fach machen kann, und sie deshalb vermeidet.
Fahnen:
Gesinnungstextilien.
Fahrlehrer:
Maenner, die morgens bruenett wegfahren und abends weisshaarig heimkommen.
Fairness:
die Kunst, sich in den Haaren zu liegen, ohne die Frisur zu zerstoeren.
Fair play:
das Foul so versteckt machen, dass der Schiedsrichter es nicht sieht.
Familie:
der Betrieb, der das wichtigste Produkt herstellt.
Zwangsbekanntschaft.
ein Ueberbleibsel der unspezialisierten Vergangenheit, als ein Mann noch seine eigenen Schuhe machte und sein eigenes Brot backte.
ein steuerlich beguenstigter Kleinbetrieb zur Herstellung von Steuerzahlern.
Fanatiker:
ein Mensch, der bei der Lektuere eines Buches nicht das liest, was drin steht, sondern das, was er im Kopf hat.
ein Mensch, der etwas so tut, wie es nach seiner Meinung der Herrgott tun muesste, wenn der nur besser Bescheid wuesste.
jemand, der seine Ansicht nicht aendern kann und das Thema nicht aendern will.
Leute, die mit einem nicht vorhandenem Kopf durch eine vorhandene Wand rennen wollen.
einer, der auf seine Kanonen vertraut, gleichgueltig, ob sie geladen sind oder nicht.
Fanatismus:
die falsche Flamme eines ueberhitzten Gemuets.
eine hochexplosive Mischung von Engstirnigkeit und Energie.
die einzige Willenstaerke, zu der auch die Schwachen und Unsicheren gebracht werden koennen.
Verdoppelung der Anstrengungen, wenn man das Ziel vergessen hat.
Farm:
ein Stueck Land, das einem zu Reichtum verhelfen kann, wenn man darauf auf eine Oelquelle stoesst.
Fata Morgana:
eine optische Taeuschung. Man erliegt ihr in der Wueste und jedesmal, wenn man sich verliebt.
Faulenzer:
die Wohltaeter der Menschheit. Man bedenkte wieviel Unheil allein durch Nichtstun verhindert worden ist.
Faulheit:
ins Kraut geschossene Muse.
straefliche Gelassenheit bei einem Menschen niederen Standes.
die Furcht vor bevorstehender Arbeit.
die Mutter aller Erfindungen.
der Hang zur Ruhe ohne vorhergehende Arbeit.
wenn jemand mit dem Cocktail-Shaker in der Hand auf das naechste Erdbeben wartet.
die Kunst, so lange nichts zu tun, bis die Gefahr vorueber ist, dass man etwas tun muesste.
die Angewohnheit, sich auszuruhen, bevor man muede wird.
der Humus des Geistes.
Faulpelz:
ein Mensch, der sich keine Arbeit macht, sein Nichtstun zu begruenden.
ein Mensch, der nichts so gerne tut wie nichts.
Faultier:
ein Kollege, der noch weniger leistet als man selbst.
Februar:
der Monat, in dem wir merken, dass das Monatsgehalt in 28 Tagen genauso wenig reicht wie in 31.
Fehler:
etwas, was Frauen - im Gegensatz zu Maennern - sofort zugeben wuerden, wenn sie welche haetten.
eigenes Vergehen, im Unterschied zu den Vergehen anderer, den sogenannten Verbrechen.
Fehlplanung:
was allzu viele Menschen mit Schicksal verwechseln.
Fehlschlaege:
die Wuerze, die dem Erfolg sein Aroma gibt.
Feierlichkeit:
jener Nebel, welchen die Dummheit erzeugt, wenn sie in die Enge getrieben wird.
Feigenblatt:
altestamentarische Modetorheit.
Feigheit:
der wirksamste Schutz gegen die Versuchung.
Feigling:
ein Mensch mit normal entwickeltem Selbsterhaltungstrieb.
jemand, der in Gefahr mit den Beinen denkt.
Feinde:
nicht so sehr diejenigen, die uns hassen, als vielmehr die, die wir hassen.
Ferien:
eine anstrengende Beschaeftigung, die man erst zu geniessen beginnt, wenn sie vorbei ist.
das ideale Ferienhaus:
eines, das Raum fuer zwoelf Gaeste, aber nur zwei Schlafgelegenheiten hat.
fern:
der Tag, an dem Verdienste gefragter sein werden als Geld.
Fernsehansagerin:
das einzige Wohnzimmerpersonal, das sich jede Familie leisten kann.
deutsche Fernsehanstalt:
Behoerde mit eigenem Sender.
Fernsehen:
eine Erfindung, die es uns ermoeglicht, Stoerungen, die wir frueher im Radio hoerten, nun auch zu sehen.
unbewaeltigter Journalismus.
die Phantasie der Armen.
kein Medium, sondern eine Belaestigung.
Mahlzeit, die von Gebildeten sorfaeltig nach der Speisekarte ausgesucht, von Ungebildeten wahllos verschlungen und von Eingebildeten grundsaetzlich abgelehnt wird.
der legitime Nachfolger der Gartenlaube.
eine Art Unterhaltung, bei der Millionen Menschen zur gleichen Zeit ueber denselben Witz lachen und doch allein bleiben.
Rundfunk fuer Phantasielose.
das einzige Schlafmittel, das mit den Augen eingenommen wird.
das Vergnuegen, zu bewegten Bildern Nuesse zu knabbern und nicht darauf zu achten, wie viele es sind.
die Rache des Theaters an der Filmindustrie.
die aktive Form des Faulenzens.
eine Krankheit, die von der Krankenkasse finanziert werden muesste.
Kaugummi fuer die Augen.
Fernsehgeraet:
ein neuer Apparat, mit dem man alte Sendungen empfangen kann.
Fernsehkritiker:
ein Mensch, der fuer das Unglueck, fernsehen zu muessen, Geld bekommt.
Fernsehpassivitaet:
eine weitverbreitete Leidensform.
Fernsehserie:
eine Dauerwurst, die immer frisch aussehen soll.
Fernsehshow:
der Triumpf des Hintern ueber den Geist.
Fernsehunterhaltung:
die Kunst, die Spreu vom Weizen zu trennen und dann zu senden.
Fersengeld:
die Landeswaehrung in einer Republik der Junggesellen.
festhalten:
eine bestimmte Reaktion der menschlichen Hand bei Beruehrung mit Geld.
Festredner:
Leute, die im Schlaf anderer Menschen sprechen.
Festschriften:
ein Massengrab, bei dessen Verfertigung die Gratulanten stoehnen und fluchen.
Festspielgaeste:
hochgeschaetzte Statisten, die ihren Auftritt auch noch selbst bezahlen.
Feuerstuehle:
Potenz, die man hoeren kann.
Feuerwehr:
eine Organisation, die mit Wasser ruiniert, was die Flammen verschont haben.
Feuilleton:
das, worin man in sechs Zeitungsspalten sagt, was man mit einem einzigen Satz fuer sich behalten sollte.
die Unsterblichkeit eines Tages.
Feuilletonist:
ein Mann, der auf einer Glatze Locken zu drehen versteht.
Fueilletons:
Filigranitkunstwerke.
Figur:
etwas, das jeder hat, das aber bei jungen Maedchen besser aussieht.
Film:
vielleicht die einzige Branche, in der sich mancher als Meister fuehlt, bevor seine Lehrzeit ueberhaupt begonnen hat.
die Kunst, mit huebschen Frauen huebsche Sachen anzustellen.
Filmregisseur:
eine Mischung von General, Sergeant, Beichtvater, Psychotherapeut, Lokfuehrer, Puffer, Public-Relations-Experte, Wirtschaftsberater -
kurz, der einfachste Job der Welt.
der am meisten ueberschaetzte Beruf und die einzige Form der Kunst, in der man 50 Jahre lang ohne Talent Erfolg haben kann.
Filmstar:
ein Mann, der die besten Rollen, den ganzen Gewinn und die Frau des Produzenten verlangt - und das alles auch bekommt.
Finanzamt:
eine Institution, die bewirkt hat, dass Reisende nicht mehr ihre Sekretaerin als Ehefrau, sondern ihre Ehefrau als Sekretaerin ausgeben.
ein Einrichtung, die schneller als man selbst zu der Erkenntnis kommt, dass es einem zu gut geht.
Finanzbeamte:
Leute, die genau das Doppelte von dem glauben, was man ihnen sagt.
Finanzgenie:
ein Mann, der sein Geld schneller verdient, als seine Familie es ausgeben kann.
Finanzminister:
eine seltsame Personalunion von Milchkuh, Hamster und Kettenhund der Regierung.
Finanzplaner:
ein Mann, der morgen genau sagen kann, warum der gestern vorausgesagte Finanzbedarf heute nicht ausreicht.
Finanzpolitik:
die Kunst, Geld von Hand zu Hand zu geben, bis nichts mehr uebrig ist.
Fisch:
Lebewesen, das immer dann auf Urlaub geht, wenn auch die Angler gerade auf Urlaub gehen.
Fleiss:
eine bestimmte nervoese Stoerung, die junge und unerfahrene Menschen befaellt.
die beste Form der Leidenschaft.
fliegen:
immer weniger von immer mehr sehen.
Fliegengitter:
eine Vorrichtung am Fenster, die Fliegen daran hindert, das Zimmer zu verlassen.
Flirt:
die Faehigkeit, jemandem nahezukommen, ohne ihm zu nahezutreten.
die Kunst, von einem Paket nur die Verschnuerung zu loesen, ohne hineinzusehen.
Training fuer den Ernstfall.
die Kunst, einer Frau in die Arme zu sinken, ohne ihr in die Haende zu fallen.
Training mit dem Unrichtigen fuer den Richtigen.
ein Versuch, gleichzeitig Feuer zu fangen und zu loeschen.
die Suende der Tugendhaften und die Tugend der Suenderinnen.
Maenner laufen einer Frau nach, die laengst hinter ihnen her ist.
Trockenkurs der Liebe.
ein Rennen mit Vorgabe, bei dem sich die Frau immer nur so weit entfernt, dass sie bestimmt eingeholt wird.
ein Ueberbrueckungskredit bis zur naechsten Liebe.
attention without intention.
die zarte Kunst, einen Mann mit sich selbst zufrieden zu machen.
ein Spiel, bei dem man nicht weiss, ab man noch in der Qualifikation ist oder schon im Finale.
etwas, wozu Frauen immer bereit sind, solange andere Frauen zuschauen.
flirten:
das Kunststueck, mit einem blauen Auge davonzukommen, nachdem man in zwei blaue Augen geblickt hat.
die Kunst, so weit davonzulaufen, dass man bestimmt eingeholt wird.
ein Versuch, mit dem Feuer zu spielen, ohne welches zu fangen.
die Kunst, einen Mann, der einem nahesteht, auf Distanz zu halten.
auf Distanz intim werden.
Flirts:
Spinnweben zwischen einem Maskulinum und einem Fenininum, auf denen ein Sonnenstrahl tanzt.
Flittchen:
Junge Dame, die, nachdem sie sich mit uns getroffen hat, einen andern vorzieht.
Flitterwochen:
das, was man heutzutage schon hinter sich hat, wenn man heiratet.
der verzweifelte Versuch, die Liebe in die Ehe hinueberzuretten.
eine Probezeit, in der keine Reklamtionen mehr angenommen werden.
Fluegel:
das Instrument, mit dem sich die Harfe zum Schlafen niedergelegt hat.
Flugzeug:
ein sicheres Verkehrsmittel - wenn man die Autofahrt zum Flughafen abschafft.
Folksaenger:
ein Kuenstler, der durch die Verherrlichung der Armut reich wird.
ein Kuenstler, der mit einer Verstaerkeranlage fuer 10 000 Mark die Vorzuege des einfachen Lebens preist.
Folterbank:
ein Lehrmittel, das frueher haeufig verwendet wurde, um die Anhaenger eines falschen Glaubens zur lebendigen Wahrheit zu bekehren.
Format:
vielen einzig als DIN-Groesse bekannt.
forschen:
sehen, was jeder sieht, und denken, was keiner denkt.
Forscher:
ein Mann, der sich den Kopf zerbricht ueber neue Methoden, sich nicht mehr den Kopf zerbrechen zu muessen.
ein Protier im Labyrinth; hinter jeder muehsam geoeffneten Tuer entdeckt er mindestens zwei noch verschlossene.
Fortschritt:
das unablaessige Bemuehen, die Dinge, die wir essen, trinken und anhaben, so gut zu machen, wie sie frueher einmal waren.
Bewegung in der Richtung des geringsten Widerstandes.
in der Politik manchmal nur das Gefuehl, das man in einem stehenden Eisenbahnzug hat, wenn nebenan ein anderer faehrt.
der Vorgang, bei dem es durch angestrengte Arbeit schliesslich gelingt,
so wenig tun zu muessen, wie die Naturvoelker schon immer getan haben.
die bekannten alten Sorgen gegen unbekannte neue, noch kompliziertere Sorgen eintauschen.
der Uebergang von Situationen, deren Nachteile man kennt, zu Situationen, deren Nachteile man noch nicht kennt.
die Faehigkeit des Menschen, einfache Dinge zu komplizieren.
immer mehr wissen und immer weniger davon haben.
ein Apfel, von dem schon Dostojewski und Nietzsche gewusst haben, dass er wurmstichig ist.
die Verwirklichung von Utopien.
Fortuna:
Eine Dame, die nur jenen wenigen zulaechelt, die wissen, wie man sie zum Laecheln bringt.
Fragezeichen:
das Zeichen der Intelligenz.
die Franken:
die Sanguiniker unter den Deutschen.
Frau:
ein Geschoepf, das staendig in den Spiegel schaut und es vergisst, wenn es aus einer Parkluecke herausfaehrt.
die Raetselecke in Gottes grosser Weltzeitung.
eine raffinierte Mischung von Brandstifter und Feuerwehr.
das einzige Geschenk, das sich selbst verpackt.
die einzige Maus, die Fallen faengt.
das einzige Wesen, das Falle, Koeder und Fallensteller zugleich ist.
eine Festung, die sich mit der weissen Flagge wehrt.
ein Uebel, wenn auch ein notwendiges.
ein Loeschblatt. Sie nimmt alles auf und gibt es verkehrt wieder.
ein Kamel, das uns hilft, die Wueste des Lebens zu durchqueren.
der schlimmste Feind der Frau.
so etwas wie ein Koffer ohne Handgriff. Man weiss nicht recht, wie man sie halten soll; ausserdem muss man befuerchten, dass sie einem entgleitet.
eine Falle der Natur.
die Beute, die dem Raubtier auflauert.
die einzige Mausefalle, die der Maus nachlaeuft.
ein menschliches Wesen, das sich anzieht, schwatzt und sich auszieht.
Frau am Steuer:
ein Wesen, das auch nicht anders faehrt als ein Mann - nur nimmt man's ihr uebel.
ein Mensch, der alle Verkehrsvorschriften genau befolgt und dafuer beschimpft wird, dass er einen Mann behindert, der sie nicht befolgt.
eine anstaendige Frau:
eine Dame, die weiss, was sie nicht wissen darf, obwohl sie es weiss.
eine emanzipierte Frau:
eine, die Sex vor der Ehe und danach einen Beruf hat.
eine geschiedene Frau:
eine Frau, die geheiratet hat, um nicht mehr arbeiten zu muessen, und jetzt arbeitet, um nicht mehr heiraten zu muessen.
die ideale Frau:
fuer mich die, mit der ich weinen kann.
eine intelligente Frau:
eine Frau, bei der man so dumm sein kann, wie man will.
eine liebende Frau:
eine Sklavin, die ihrem Herrn die Ketten anlegt.
eine schlechte Frau:
die Art Frauen, deren man nie muede wird.
Frauen:
das Paradies der Augen, das Fegefeuer des Beutels und die Hoelle der Seele.
der i-Punkt auf Gottes Schoepfung, deshalb sind viele so klein und so rund.
das Beste in dieser Art.
Fallen, die den Menschen von allen Seiten belauern, um ihn in das Nur-Endliche zur reissen.
eine Mehrheit, die wie eine Minderheit behandelt wird.
Spielleiter, die manchmal die gelbe Karte zeigen, aber niemals die rote.
ein Kreuzwortraetsel - erst waagerecht und senkrecht zusammen ergeben die Loesung.
ein liebliches Geheimnis: nur verhuellt, nicht verschlossen.
das beste Trainingslager.
die sonderbarsten Geschoepfe: waehrend ihr Widerspruch zunimmt, laesst ihr Widerstand nach.
Wesen, die uns mit dem Wunsch erfuellen, Meisterwerke zu schaffen, uns aber dann daran hindern, sie auszufuehren.
Sphinxe ohne Geheimnisse.
anstaendige Frauen:
diejenigen, die noch keiner gefragt hat.
Frauenaerzte:
die einzigen Menschen, die jemanden kennenlernen, bevor er geboren ist.
Frauenarzt:
der einzige Mann, der wirklich nicht ohne Frauen leben kann.
Frauenkenner:
ein Mann, der nur Frauen kennt, die er besser nicht kennen wuerde, und von ihnen auf Frauen schliesst, die er nie kennen wird.
Frauenkleidung:
ein Kompromiss zwischen dem eingestandenen Wunsch, sich auszuziehen, und dem uneingestandenen Wunsch, sich auszuziehen.
Frauenseele:
fuer mich ein offenes Buch - geschrieben in einer unverstaendlichen Sprache.
Frauentraene:
die staerkste Wasserkraft der Welt.
Frauenzimmer:
Zimmer, die sich auf Herzklopfen oeffnen.
frei:
wer sich in seinem Joch behaglich fuehlt.
Freie Demokraten:
Anhalter, die oft recht mitgenommen wirken.
Freigibigkeit:
oft nur die Eitelkeit des Schenkens.
Freiheit:
das Recht, Menschen zu waehlen, die die Aufgabe haben, deine Freiheit einzuschraenken.
eines der kostbarsten Gueter der Einbildung.
ein politischer Zustand, dessen sich jede Nation allein zu erfreuen glaubt.
der Sauerstoff der Seele.
kein Privileg, das verliehen wird, sondern eine Gewohnheit, die erworben werden muss.
ein Gut, dessen Dasein weniger Vergnuegen bringt als seine Abwesenheit Schmerzen.
ein stuermisches Meer, nur aengstliche Naturen bevorzugen die Stille des Despotismus.
die Wahl zwischen Arbeiten und Verhungern.
ein Segel - prall im Sturm der Sehnsucht, schlaff in der Windstille der Gewohnheit.
immer nur Freiheit des anders Denkenden.
der Zwang, sich zu entscheiden.
das Recht, anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hoeren wollen.
die Freiheit zu sagen, dass zwei und zwei vier ergibt. Wenn das garantiert ist, folgt alles andere von selbst.
eine sehr schoene Sache, aber nicht dann, wenn sie mit Einsamkeit erkauft wird.
das einzige Ding, das man nicht haben kann, wenn man nicht gewillt ist, es anderen zu geben.
Freizeit:
die Zeit, die man zwischen Wohnung und Arbeitsstaette verbringt.
die Zeit, die man mit Arbeiten zubringt, fuer die man nicht bezahlt wird.
die Zeit, die eine Mutter hat, um den Haushalt in Ordnung zu halten, wenn die Kinder versorgt sind.
Fremde:
Freunde, die man noch nicht kennengelernt hat.
die Fremde:
die Heimat des Abentuerers.
Fremdwoerter:
die Gastarbeiter der Sprache.
Freude:
das aufrichtigste aller Komplimente.
Freund:
jemand, der an meine Tuer klopft, wenn mich alle Welt verlassen hat.
ein Mensch, der dieselbe Leute nicht mag wie du.
einer, der dich durchschaut und trotzdem nicht enttaeuscht ist.
wer dir haessliche Dinge ins Gesicht sagt, statt hinter deinem Ruecken.
jemand, mit dem man nicht reden muss.
ein Mensch, vor dem man laut denken kann.
ein Mensch, der immer da ist, wenn man ihn braucht; und der vor allem nicht da ist, wenn man ihn nicht braucht.
einer, der alles von dir weiss und der dich trotzdem liebt.
Mensch, der uns annimmt, ohne uns auszunehmen.
etwas, was dem Geld sehr aehnlich ist, weil es leichter zu gewinnen als zu halten ist.
ein Geschenk, das man sich selbst macht.
Freunde:
jene seltenen Menschen, die einen fragen, wie es einem geht, und dann auch die Antwort abwarten.
Leute, die meine Buecher entleihen und nasse Glaeser darauf stellen.
die besten Freunde:
diejenigen Menschen, mit denen man ueber dieselben Dinge schweigen kann.
Freundlichkeit:
die groesste aller ungenutzten Kapitalreserven.
eine Sprache, die Taube hoeren und Blinde lesen koennen.
Freundschaft:
dem anderen so aufmerksam zuhoeren, wie man es sich von ihm wuenscht.
eine Seele in zwei Koerpern.
ein Zustand, der besteht, wenn jeder Freund glaubt, dem anderen gegenueber eine leicht Ueberlegenheit zu besitzen.
ein Schiff, gross genug, um bei gutem Wetter zwei zu tragen, aber nur einen bei schlechtem.
Liebe ohne ihre Fluegel.
die stillschweigende Uebereinkunft zweier Feinde, die fuer eine gemeinsame Beute arbeiten wollen.
ein Vertrag, durch den wir uns verpflichten, kleine Dienste zu erweisen, damit wir in den Genuss groesserer kommen.
das Verbundensein eines Teils des einen Menschen mit einem Teil eines anderen. Freund ist man stueckweise.
so etwas wie Liebe mit Verstand.
Liebe ohne Begierde.
ein Regenschirm, der den Fehler hat, dass er bei schlechtem Wetter zurueckgegeben werden muss.
platonische Freundschaft:
eine Freundschaft, von der die halbe Stadt behauptet, sie sei keine.
Friede:
in der internationalen Politik: eine Periode der Betruegereien zwischen zwei Perioden des Kampfes.
ein aussterbendender Zustand, der den Ueberfluss von Zivilisten durch Krieg zu kurieren sucht.
die Ruecksicht auf das Recht des anderen.
die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln.
meist nur ein Waffenstillstand, in dem der Schwaechere so lange auf seine Ansprueche verzichtet, bis er eine Gelegenheit findet, sie mit Waffengewalt erneut geltend zu machen.
Friedhof:
Versammlungsort fuer Leute, die glaubten, dass das Leben ohne sie nicht weitergeht.
ein Friedlicher:
einer, der sich totschiessen laesst, um zu beweisen, dass der andere der Aggressor gewesen ist.
Friseur:
ein Mann, der etwas gelernt haben muss, damit wir ihm unseren Kopf anvertrauen.
Froemmigkeit:
die Verehrung eines hoechsten Wesens, beruhend auf der Vermutung, es gleiche dem Menschen.
Froemmler:
jemand, der hartnaeckig und fanatisch eine Meinung vertritt, die man selber nicht akzeptiert.
Frosch:
ein Lurch mit essbaren Schenkeln.
Fruehling:
die Jahreszeit, da die Phantasie junger Maenner sich mit Dingen zu beschaeftigen beginnt, an die junge Maedchen den ganzen Winter ueber schon dachten.
Jahreszeit, in der die Autofahrer das Gefrierschutzmittel zwei Wochen zu frueh aus dem Kuehler lassen.
die schoene Jahreszeit, in der der Winterschlaf aufhoert und die Fruehjahrsmuedigkeit anfaengt.
jene herrliche Zeit, in der wir alle ins Freie eilen, um endlich etwas frischen Benzindunst zu atmen.
Frustration:
Lutschverluscht.
Fuehrer:
einer, der die anderen unendlich noetig hat.
der geborene Fuehrer:
jemand, der Angst davor hat, irgendwohin allein zu gehen.
Fuehrungstalent:
die Gabe, den Menschen zu zeigen, dass ihr Bestes etwas ganz anderes ist, als sie geglaubt haben.
Funkhaus:
Dantes Inferno in der Inszenierung von Willy Millowitsch.
Funktionaere:
Leute, die immerhin dreimal ueberlegen, bevor sie nichts tun.
Furcht:
die Dunkekammer, in der Negatives entwickelt wird.
Furz:
Hosenjuchzer.
Fussball:
das erfolgreichste Theater der Neuzeit.
Fussballfan:
jemand, der von jedem deutschen Bundesligaspieler genau die Nationalitaet kennt.
Fussballstadion:
der einzige Ort, an dem man bruellen kann, ohne dass man gleich fuer einen Saenger gehalten wird.
Fussgaenger:
ein Mann, der Frau und Tochter, aber nur zwei Autos hat.
ein Ehemann, der nicht glauben will, dass seine Frau einen eigenen Wagen braucht.
jemand, der nicht mehr weiss, wo er seinen Wagen geparkt hat.
ein verheirateter Mann, der ein Auto besitzt.
ein gluecklicher Autofahrer, der einen Parkplatz gefunden hat.
ein Verkehrsteilnehmer, bei dem sozusagen Fahrer und Fahrzeug eins sind.
Staubsauger ohne Motor.
Fussnoten:
die Huehneraugen der Literatur.
Futurologe:
einer, der sich vorstellen kann, wie die Zukunft einmal sein wird, sich aber nicht vorstellen kann, dass diese ohne ihn auskommen koennte.