Der Bastard Administrator des Hades (B.A.d.H.) hat sich freundlicherweise bereiterklärt, gewissermassen als Urlaubsvertretung für den B.A.f.H., eine Episode beizusteuern...
Hallo Leisch!
Unser Rektor hat ein Rundschreiben verfasst, in welchem er uns eine "Handlungsrichtlinie zur strafrechtlichen Verantwortlichkeit im Hin- blick auf das Internet" vorstellt. Ich nehme diese Gelegenheit war um unseren LEERstuhl (zu diesem Begriff hat unser Rektor ebenfalls ein Rundschreiben verfasst, damit dieser Begriff auch richtig zur Anwendung kommt) umfassend rechtlich abzusichern. Ich sorge also dafür, dass sobald sich ein Nutzer erfolgreich angemeldet hat, zuerst die Nutzungs- bedingungen für die Rechentechnik, für das Netz und sämtliche Lizenz- bedingungen, jeglicher auf der jeweiligen Maschine installierten Software durchscrollen. Da es auch Menschen gibt, die nicht so schnell begreifen habe ich für jede Zeile 20 Sekunden einkalkuliert. Nach jedem Dokument biete ich drei Buttons an, dass man das Ganze verstanden hat und akzeptiert, den Rechner doch lieber nicht benutzen möchte oder das man das Dokument leider noch nicht so ganz im FNBPC (Fuzzy-Neuronaler-Biologischer-Parallel-Computer) verarbeitet hat und es lieber noch einmal lesen möchte.
Kaum bin ich fertig, klingelt das Telefon. Nachdem ich es ausgiebig klingeln lassen habe (schliesslich bin ich ja schwehr beschäftigt) nehme ich ab.
"Ja." sage ich. Eine Nutzerin ist dran. (Das ist gut.)
"Ja, ich habe hier ein Problem. Sie wissen doch, dass die KC-Technik vor drei Jahren ausgesondert worden ist."
"Ja sicher." (Die KC-Technik stammt aus der Mitte der 80-er Jahre. Und war eher dem Homecomputerbereich zuzuordnen. Vergleichbar etwa mit der C64-Technik, obwohl Z80-Clones (U880) als Prozessoren eingesetzt wurden und von dieser Seite her wohl die Verwandschaft zum ZX-Spectrum von Sinclair grösser war.)
"Ja und nun haben wir hier noch Kassetten liegen. Wir wollen diese Kassetten eigentlich wegwerfen aber man kann ja eigentlich nie wissen."
(Gemeint sind die Tonbandkassetten, auf welchen die Programme und Daten gespeichert wurden. Wenn man diese in der Stereo-Anlage abspielte konnte man deutlich hören, wie die Grille die Schallmauer übersprang.
"Da haben Sie vollkommen recht. Wie Sie sich erinnern war ich ja auch absolut gegen die Abschaffung der KC-Technik. Es war immerhin die zuverlässigste Rechentechnik, die wir je hatten. Der KC/85-1 welcher das Ziffern-Code-Türschloss zum E-Labor bediente war schliesslich über 11 Jahre durchweg im Einsatz. Das System musste nur nach dem Stromausfall 1992 neu gebootet werden. Viren gab es bei der KC-Technik auch nicht. Ach das waren noch Zeiten." seufze ich.
"Ja, was soll ich nun mit den Kassetten machen?" fragt Sie.
"Ganz einfach, machen Sie doch ein Backup und brennen Sie dann eine CD."
"Das ist eine gute Idee." leuchtet Ihr sofort ein. (Wohlgemerkt ich habe nur gute Ideen.)
"Nur wie bekomme ich die Daten in den Rechner? Mein neuer Pentium II Computer hat kein Kassetteninterface."
"Ja, das ist schlimm." pflichte ich Ihr bei. "Die neuen Geräte sind einfach nicht rückwärtskompatibel."
Ich könnte Ihr jetzt sagen, dass es einen KC-Emulator gibt und dass man mit Hilfe dieser Software die Daten über den Parallelport einlesen kann. Aber dafür müsste man ein Kabel löten und die Signalpegel anpassen, was dann eventuell doch vieleicht doch zu viel Arbeit für die Dame wäre und da dies bedeuten könnte, dass die ganze Arbeit wieder an mir hängen bleibt, schlage ich Ihr eine ganz einfache Lösung vor.
"Sie haben doch sicher eine Soundkarte an Ihrem Rechner."
"Ja, habe ich."
"Sehen Sie, da müssen Sie nur den Kassettenrecorder an den Line-In-Eingang anschliessen und dann können Sie die Daten einsampeln. Das geht mit jeder Audiorecording-Software. Im Anschluss daran wandeln Sie die Daten in Audiotracks um und brennen die CD einfach als Audio-CD."
"Das ist ja ganz einfach. Vielen Dank!"
"Ach das ist doch nicht der Rede wert. Auf Wiederhören."
Nun muss ich noch eine aktuelle Information an meine (L)User weitergeben.
Das erfolgt wie immer per E-Mail. Diese Informationen betreffen die Sonnenfinsternis in Deuschland am 11. August 1999. So hat die Katholische Kirche in Deutschland bekanntgegeben, dass die Welt an diesem Tage noch NICHT untergeht. Kerzen und Streichhölzer müssen NICHT gesegnet werden.
(http://katholische-kirche.de/news/0808pas.htm)
Die Evangelisch-Lutherische Kirche schliesst sich dem an. Auch der Vatican betont, dass der Weltuntergang NICHT bevorsteht.
Ausserdem müssen die Mitarbeiter über die wahre Natur der Sonnenfinsternis aufgeklärt werden.
Den Schwachsinn mit dem Mond, welcher sich zwischen Sonne und Erde schiebt, den kann man ja doch beim besten Willen nicht glauben.
(http://www.askia.de/sonnenfinsternis/index.html)
Ach ich werde langsam alt. Da habe ich nun doch tatsächlich die drei "NICHT" vergessen. Aber nun ist die E-Mail schon abgesendet. Nun ja, da kann man nichts machen. Am besten ich nehme eine Aus-Zeit bei einer guten Tasse Tee.
Mit höllischen Grüssen
Bastard Administrator des Hades
© Copyright by Jan Fischer 1999
Eclipse
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