Sponsor ist wie immer Microsoft mit dem bekannten Slogan 'Think small - Think small Business Server'.
Sekunden vor dem Start fiebern dreizehn Sysadmins, die Besten der Besten, dem grossen Finale entgegen. Der eine oder andere killt noch schnell, um warm zu bleiben, ein paar Simulationen auf den MIT-Rechnern, andere ordnen ihr Software-Arsenal und nehmen noch einen letzten Schluck aufgewärmte Cola. Und da erscheint auch schon der Starter auf dem pan-dimensionalen Projektionsschirm des Stadions! Er hebt dramatisch den Data-Glove mit der simulierten Start-Pistole! Wir schalten jetzt um auf das Kleinhirn-Interface des Favoriten, um diesen packenden Wettkampf hautnah mitzuerleben....
"... in sekundenschnelle habe ich nach dem startschuss alle einarmigen banditen von las vegas in meinen zugriff gebracht und verbiege als kleine lockerungs-übung die 'live-cam' einer amerikanischen pornosite auf die überwachungkameras eines holländischen kindergartens (mal was anderes in 'live sex from amsterdam').
mit dem rechten auge beobachte ich eher amüsiert einen admin von der os/2-fraktion, der alle geldautomaten des west-distrikts mit seinem rechner synchronisiert (es bleibt ja innerhalb der familie) und gleichzeitig den kontoauzugsdruckern beibringt, immer das saldo des nächst höherliegenden kontos auszuwerfen.
mit dem linken auge bemerke ich, dass sich der mauscursor in einen schrubber verwandelt. aha, einer meiner sportsfreunde versucht, sich an meinem allerheiligsten laborsystem zu vergreifen. frechheit!
ich mache mir eine gedankliche notiz für später und fummele ein wenig an den vekaufszahlen von 'michael und die tunten' herum. die band muss man nicht kennen, aber aus einem 'zufällig' gelesenen krankenbericht weiss ich, dass der alt-flötist dort panische angst vor menschenmassen hat - da macht sich ein 'platin' für ihre letzte cd in verbindung mit einer deutschland-tour bestimmt gut.
nochmal verwandelt sich der zeiger in einen schrubber und in gedanken bin ich am LEERstuhl, wo unser hausmeister als BAAfH (bastard assi-assi from hell) für die zeit der bastard'lympics über die reinigungsfachkraft wacht, die mit diebischer freude endlich mal kraftvoll über die versifften kabel und tastaturen wischen kann. die dabei entstehenden aussetzer und wirren tastaturbefehle simulieren in etwa meine tägliche arbeit.
mit dem linken daumen dresche ich im beat von 'another one bites the dust' ein 'ping of death'-sperrfeuer gegen 192.168.1.15 und nehme befriedigt zur kenntnis, dass sich seine NT-möhre plangemäss gen redmond verneigt und dort im stillstand verharrt (welcher idiot hat eigentlich diese spielzeugserver zugelassen?). "airconditioned environent - do not open windows", denke ich leise und schubse ein kleines script in den hintergrund, welches den rest dieser plage auf dem campus ausrottet.
dass damit versehentlich alle windowsrechner auf diesem kontinent in den abgrund reisse, die gerade online waren, habe ich wirklich nicht gewollt. sorry. obwohl... vielleicht doch eher nicht sorry.
wieder verwandelt sich der mauscursor in einen schrubber, diesmal tropft sogar wasser herunter. ALARMSTUFE ROT! dieser sack dringt gerade in mein allerheiligstes vor und hat mich weitestgehend ausgesperrt. da hilft nur noch 'bastards backdoor' - eigentlich meine lebensversicherung für den fall, dass mich das institut so mirnichts-dirnichts vor die tür setzt.
unglücklicherweise hat dieser bastard (man ist ja unter kollegen) meinen derzeitigen rechner weiträumig ausgesperrt, so dass ich nicht mal den McDonald um die ecke zu einer kostenlosen lieferung an mich überreden kann. ich schicke ihm über das lokale 'insult.net' einen nicht sonderlich freundlichen kommentar und suche nach ausweichmöglichkeiten.
der os/2-fuzzi rechts wird gerade von zwei typen im nadelstreifenanzug angegangen, die ihm einen neuen job anbieten. als sie ihm einen mehr als grosszügigen scheck 'für ihre auslagen' unter die nase halten, höre ich nur noch das scheppern einer registrierkasse, und ich habe einen mitbewerber weniger.
ich stürze mich an seine konsole und logge mich 'zu hause' ein.
als erstes kralle ich mir alle ressourcen und lasse doom anlaufen - the BAfH is back! danach sorge ich dafür, dass alle 10 minuten das betriebsystem mit veränderten parametern neu kompiliert und gestartet wird - wehe dem, der da mit mühe im speicher herumgefummelt hat. ausserdem sind ab sofort nur noch 10stellige passwörter erlaubt und auch die dürfen nicht im duden stehen. in die vorschlagsliste für passwörter klemme ich noch 'hensons hypothetisches wörterbuch einer zivilisation auf proxima centauri' und lege unseren nameserver lahm. nach einen flüchtigen blick in die logfiles habe ich den mitbewerber identifizert: es ist der rechner direkt hinter mir.
ich drehe mich um und blicke in ein gelangweilt wirkendes gesicht, welches in wirklichkeit natürlich wachsam meinen bildschirm observiert.
"warte nur", denke ich.
als erstes jubele ich meinem gegner den BAfH bildschirmschoner unter. in fachkreisen (insbesondere bei asiatischen folterknechten) wird er einfach 'der knorpelbrecher' genannt, weil zu seiner deaktivierung 12 finger nötig sind - mit verrenkungen langen auch 10 finger. das mops-jaulen hinter mir nehme ich befriedigt zur kenntnis, wärend ich vorsichtig die rufumleitung seines arbeitsplatzes aufhebe und zufällig auf die geheimnummer bundesdeutscher prominenter verteile.
als zweites verschiebe ich auf seiner steuererklärung alle einnahmen um zwei stellen nach links: herr LaVonTräne (was unser finanzminister ist) wird sich über das zusätzliche steuereinkommen freuen.
als drittes setze ich ihn auf die liste der versuchskaninchen für die neue '500.000 lire show' - damit sollte sein ruf entgültig ruiniert sein!
hinter mir bekommt jemand extreme panik. ich höre nur noch das bersten einer tastatur und nur wenig später trabt ein pulk hochqualifizierter tierpfleger aus der abteilung menschenaffen des frankfurter zoos über den platz, um den kollegen wirkungsvoll zu entsorgen - vielleicht stimmt das gerücht doch, dass die affen im zoo in wirklichkeit nur verrückt gewordene administratoren sind?
der rest des wettbewerbes ist routine: meinen ersten platz auf dem siegertreppchen will mir keiner streitig machen und so hauen sie sich nur noch untereinander ein paar daten über den schädel.
ich nehme mir meinen preis (1 jahr pizza & cola umsonst) und verpilze mich wieder ins institut, wo mich ein klinisch reines (igitt) rechenzentrum erwartet..."
Und damit, Meinedamenundherren, mit diesem triumphalen Erfolg des 'Bastard Asssistant from Hell' beschliessen wir die heutige Übertragung, life von der Bastard'lympics in ...
Knockknockknock? Ich öffne mühsam die Augen. Marianne reisst die Tür auf und streckt ihren feuerroten Kurzhaarschnitt herein:
"He! Was ist los? Bist du taub? Was ist jetzt mit dem versprochenen Kaffee?
Und wie du schon wieder aus der Wäsche schaust! Total abgeschlafft! Du solltest wirklich mehr Sport treiben; dann würdest nicht immer nur so passiv vor dem Bildschirm herumhängen. So richtige Action, verstehste?
Vielleicht sogar 'ne Kampfsportart, wie Frau Bezelmann. Und nicht nur im Video... blablabla... laber... schnatter... fasel... blafasel..."
© Copyright Bernd Hohmann & Florian Schiel 1998