Hallo Leisch!

Ganz im Zeichen des E-Comerce bin ich gerade dabei die Wirtschaft unseres schönen Landes anzukurbeln und eröffne den ersten "E-Shop des Hades".
Außer verschiedenen Aus- und Weiterbildungsangeboten (zum Beispiel Ausbildung zum Datenautobahnpolizisten und diversen Aufbaukursen) gibt es auch eine Reiseabteilung, wobei wir selbstverständlich ausschliesslich Traumreisen verkaufen. (Natürlich voll virtuell.) Da hätten wir zum Beispiel das Angebot einer Traumreise nach Grand Canaria, welche zunächst mit einem MP2-Clip beginnt, welcher zunächst den Abflug von Deuschland zeigt, so wie ihn der Reisende auch sehen würde, wenn er selbst fliegen würde. Es folgt ein MP2-Clip über den Flug, die Landung auf Grand Canaria, den Empfang im Hotel und so weiter. Danach kann der Reisende wählen. Zur Auswahl stehen ein Bummel über die Promenade, ein Besuch im Vogelpark, ein Besuch einer Varietevorstellung, ein Bummel durch die Geschäfte und vieles andere mehr. Die Reise dauert einen Monat lang und endet nach MP2-Clip vom Abflug, dem Flug und der Ankunft in Deutschland. Das alles bieten wir für 2389,95 Euro. Keine Aufpreise für diverse Extras, wie Besuch des Karnevals (wir garantieren Plätze mit ausgezeichneter Sicht), Jeeptour, Ausflug nach Lanzerote oder Teneriffa und so weiter. Und das Beste ist die Dauer der Reise. Einen ganzen Monat (vom ersten bis zum letzten des Monats) und das - ich wiederhole - für nur 2389,95 Euro!!!
(Danach ist der Accout des Kunden auf unserem Webserver ausgelaufen.)
Ich möchte auch auf unser Sonderangebot im Februar 2000 hinweisen, wo wir dem Kunden einen kostenlosen Bonustag bieten. Bestellen Sie noch heute! Besuchen auch Sie http://www.e-shop.hades.de ! Selbstverständlich senden wir auch einen Satz Fotos von der Reise nach Hause. Der Kunde sendet uns einfach ein Bild von sich in Badehose zu. Für Fotos im Format 18*15 cm zahlt der Kunde nur 3,89 Euro pro Bild. Ich habe da einen sehr begabten Diplomanten zu betreuen (Schließlich sollen wir ja praxisorientiert ausbilden.), welcher dann mit ein paar Aufnahmen von Grand Canaria absolut beweis- und aussagefähige Bilder produziert. (Schließlich ist die einzige Aussage, welche die Verwandten und Bekannten benötigen, dass man auch wirklich dort war.) Für Frauen, welche auf Bikini bzw. Badeanzug verzichten bei Ihren an mich eingesandten Aufnahmen von sich selbst, kann ich die Bilder sogar gratis liefern. (Ich arbeite da mit einer Amerikanischen Firma zusammen, welche auch durch E-Comerce Geld verdient, jedoch auf einem etwas anderen Gebiet als meine Firma tätig ist.)
Natürlich haben wir auch noch andere Reiseziele im Angebot. Paris, Tokio, London, USA-Rundreise, Peru, Kongo, ... Insgesamt haben wir 358 Reiseziele im Angebot. Welcher andere Reiseanbieter kann da schon mithalten.

Aber wie immer, wenn man sich um die wirklich wichtigen Dinge des Lebens kümmert, meldet sich der Nervtöter - das Telefon. Aber da ich gerade gute Laune habe hebe ich nach dem dritten Klingeln ab. Es ist die Chefin.
"Die zentrale Raumplanung hat angerufen. Es geht um den neuen Lehrstuhl Robotersysteme, welcher im kommenden Semester eingerichtet werden soll. Da muss natürlich Platz geschaffen werden. Deshalb sollen wir von unseren 13853 Quadratmetern 2500 abgeben."
Ich wusste noch gar nicht wie gross unser Lehrstuhl wirklich ist.
"13853 Quadratmeter?"
"So steht es hier."
"Haben Sie schon Anzeige erstattet?"
"Äh, wieso Anzeige? Und gegen wen?"
"Na da muss uns jemand mindestens 10000 Quadratmeter geklaut haben."
"Hm, äh ..., da haben Sie eigentlich recht. Rufen Sie doch bitte die zentrale Raumplanung noch einmal an und finden Sie heraus, was da los ist."
"Ja, natürlich."
Durch etwas Nachhilfe ist es mir gelungen, dass unsere Verwaltung jetzt endlich mit wirklich moderner Technik ausgestattet ist, welche selbstverständlich mit dem fortschrittlichsten Betriebssystem, welches derzeit verfügbar ist arbeitet. Dank der hohen Sicherheitsstandards in Windows 98 konnte ich dort unproblematisch einige Trojanische Pferde installieren. Da die neuen PC's der Verwaltung (ebenfalls durch meine Fürsprache) mit Soundkarten ausgestattet wurden (wie soll man sonst ordentliche Spiele mit viel Blut und duzenden von zu tötenden Gegnern vernünftig spielen), kann ich nun im Minutentakt die gewünschte Dame ausrufen lassen:
"Frau Mayer bitte rufen Sie Hausapparat 78 92 an!" Da ich nicht weiss, in welchem Raum die Damen sich gerade zum Kaffeekränzchen getroffen haben, lasse ich alle PC's der Verwaltung diese wichtige Mitteilung ausrufen. Die Dame geht prompt an das Telefon:
"Ja, hallo, hier ist Mayer von der zentralen Raumplanung. Sie wollten mich sprechen?"
"Ja, hier steht, dass der Lehrstuhl mit der zugehörigen Kst-Nummer 397 717 eine Fläche von insgesamt 13853 Quadratmetern zugeteilt bekommen haben soll."
"Ja, das stimmt. Sie haben die Räume 243, 244, 250, 251, 201a und 201b, 206, 207, 208, 209, 210 und 213."
"Was sollen das für Räume sein?"
"Das weiss ich leider auch nicht."
"Na dann faxen mir am besten den zugehörigen Gebäudeplan zu."
(Mit so etwas fortschrittlichem wie E-Mail kann man Beamten ja nicht kommen.)
"Ich gebe Ihnen zwei Stunden Zeit." sage ich und lege den Hörer auf.
In der zwischen vertreibe ich mir die Zeit mit dem Nameserver unserer Universität. Ich konnte gestern einige hoffnungsvolle Ansätze finden, diesen unter Kontrolle zu bringen. Leider musste ich um 14:00 Uhr aufhören, da zuviel Arbeit bekanntlich Stress verursacht und daher eher weniger gesund ist. Und was sollte schließlich aus dem LEERstuhl werden, falls ich erkranken sollte? Außerdem besteht Peter auf seinen täglichen Streicheleinheiten und ich meinerseits auf die von Yvonne. Etwa eine Stunde später ist es geschafft. Der Nameserver unserer Universität ist geknackt. Schnell vier trojanische Pferde mit den entsprechenden Backdoors installiert und dabei auch das Login-Programm nicht vergessen, denn schließlich können auch Systemadministratoren sich nur eine begrenzte Anzahl von Passwörtern merken und verwenden daher, so man etwas Glück hat Rootpaßwörter mehrfach. Daher sollte man besonders bei Servern sich immer sämtliche Passwörter vom Login-Programm zusenden lassen. Mit viel Glück verwechselt der Administrator auch einmal die Maschinen und gibt das Rootpaßwort einer anderen Maschine ein. Und so hat man schnell eine hübsche Liste gern benutzter Passwörter, um diese dann auf die User-Accounts der Administratoren und die Rootaccounts loszulassen. Aber wenden wir uns wieder der Arbeit zu. Ich ändere zunächst die IP-Adressen von allen als WWW-Server arbeitenden Maschinen unserer Universität und ordne diesen Maschinen IP-Adressen von Servern zu, welche - hm - sagen wir mal eher weniger bekleidete Damen zeigen. Ein kleines Posting in den News von einem Herrn Hugo Osterhase sorgt dafür, dass sich die Zugriffe auf den Nameserver unserer Universität schon innerhalb von 30 Minuten verdreifacht haben.
Pünktlich auf die Minute (und dabei natürlich keine Minute zu früh) kommt das Fax von der zentralen Raumplanung. Schnell habe ich festgestellt, dass die Räume 206 und 207 die Damen- bzw. die Herrentoilette sind, welche keineswegs nur von den Mitarbeitern des Lehrstuhls genutzt werden. Der Raum 208 ist der Raum vor dem Fahrstuhl und der Raum 209 ist der Gang, wobei auch diese Räume keineswegs nur von uns genutzt werden. Nur mit den Fahrstühlen selbst (den Räumen 201a und 201b) komme ich noch nicht ganz klar. Moment mal 17,36 qm/(6+1+1)=2,17 qm. Das könnte hinkommen. Die Aufzüge haben also jeweils eine Fläche von 2,17 qm und werden mit 8 (6 Etagen + Erdgeschoss + Keller) multipliziert. Ich lasse also noch einmal die Kollegin Mayer von der zentralen Raumplanung ausrufen.
"Ja, hier ist Mayer, haben Sie noch eine Frage?"
"Wieso sind uns eigentlich die Räume 201a und 201b, 206, 207, 208 und 209 zugeordnet worden?"
"Nun ja, irgendjemand muss doch für diese Räume verantwortlich sein."
"Aha, verstehe. Vielen Dank."
"Keine Ursache."
Ich rufe also Yvonne an, dass ich einen lukrativen Job für Sie habe. Kollege Vogt wird sofort in der Herrentoilette plaziert. Ich erkläre ihm die Gebühren.
"Also es ist ganz einfach. Normale Benutzung 0,95 Euro. Waschbecken benutzen 0,50 Euro das Wasser ist dabei gratis. Papierhandtuch 0,40 Euro extra. Toilettenpapier 0,45 Euro, wobei jemand, der Toilettenpapier benötigt, offensichtlich ein grösseres Geschaft hat, wofür 0,56 Euro extra fällig sind. Die Benutzung der Spiegel über den Waschbecken ohne die Benutzung des Waschbeckens selbst kostet 0,28 Euro."
Unsere Frau Tipp platziere ich in der Damentoilette und Herr Wang, unser chinesischer Doktorant wird auf der einen Seite des Ganges plaziert. Auch ihm erkläre ich die Gebührenordnung.
"Also die einfache Benutzung 0,60 Euro. Hin- und Rückzu 1,10 Euro. Wer einen Gerätewagen oder sonst irgendetwas mit Rädern hat muss grundsätzlich 40 % Aufschlag zahlen. Die Tageskarte kostet 2,10 Euro. Vergiss bitte nicht auf der Tages-, Wochen-, Monats- oder Jahreskarte die Richtung für die sie gültig ist zu vermerken.
Die Tageskarte für beide Richtungen kostet 3,50 Euro, die Wochenkarte 5,00 Euro, für beide Richtungen kostet sie 8,70 Euro. Die Monatskarte kostet 16,20 Euro, für beide Richtungen 27,80 Euro und die Jahreskarten kosten jeweils das zehnfache der Monatskarten." Den hinteren Treppenaufgang sperre ich mit rot-weissem Markierungsband ab und plaziere ein paar Schilder mit dem Hinweis auf die Bauarbeiten, die Lebensgefahr, sowie dass Eltern für Ihre Kinder haften. Glücklicherweise bevölkern viele schlecht bezahlte Bauarbeiter diese Universität, welche daher durch ein entsprechendes Trinkgeld leicht zu überreden sind, die Treppe mit etwas Sand, Zement und frischem Mörtel zu dekorieren. Aus der Elektrowerkstatt borge ich mir kurz die notwendigen Werkzeuge aus und setze die hinteren Aufzüge durch Abschaltung der Sicherungen ausser Betrieb. Nun platziere ich direkt hinter den Sicherungen ein kleines Kupferblech um für eine gute Masseverbindung zu sorgen und dadurch, für ein Ansprechen der Sicherungen sorgt, falls irgendjemand versuchen sollte, die Sicherungen wieder hinein zu drücken.
Da kommt schon Yvonne, welche ich im ersten Fahrstuhl plaziere und meinen Diplomanten stecke ich in den zweiten Fahrstuhl. Die beiden werden in ähnlicher Form, wie bei den Wachposten am Gang und in den Toiletten, die Fahrgäste zu sehr günstigen Bedingungen befördern.
"Und falls jemand fragt, ob wir das überhaupt dürfen?" fragt mein vorsichtiger Diplomant.
"Dann sagst Du Ihm, dass der LEERstuhl für diese Räume verantwortlich ist und dass die Unterhaltung und der Betrieb dieser Räume natürlich mit Kosten verbunden ist, welche wir aufwandsneutral an die Kunden weiter geben." sagt Yvonne, welche eben wirklich ein kluges Mädchen ist.

Am Ende der Woche ist unser LEERstuhl um 11369,70 Euro und ich selbst um 14283.90 Euro reicher. Hatte unser Wissenschaftsminister nicht etwas von Wirtschaftlichkeit in Lehre und Forschung gesagt? Also wir sind darin Spitze. Bei derartig guten Nachrichten ist es auch leicht, die Chefin zu überzeugen, dass für den LEERstuhl neue Mäuse beschaft werden müssen. Ich rufe also in der Zoohandlung an und bestelle ein gläsernes Mäusewohnhaus mit Einstreu, Futter und 50 Mäusen. Bei der Fortpflanzungsrate von Mäusen dürfte Peter davon begeistert sein.

Mit höllischen Grüssen



Bastard Administrator des Hades

© Copyright 2000 by Jan Fischer
 

 


DISCLAIMER:

Auch wenn Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und Universitäten der Bundesrepublik Deutschland nicht auszuschließen sind, so hoffe ich doch, dass meine Darstellungen so sind, dass Aussenstehende diese Personen und die Universität nicht erkennen. Sollten diese Personen oder die Universität erkannt werden, so wird jeder gebildete Mensch hoffentlich erkennen, dass dies Darstellung schon so stark übertrieben ist, dass sie mit der Wirklichkeit nur noch sehr wenig gemein hat.

Anmerkungen des Autors:

Sicher ist meine werte Leserschaft schon auf den Gedanken gekommen, dass ich mir nicht alles selbst ausgedacht habe, sondern auch hin und wieder Anregungen anderer Leute aufgreife, welchen ich an dieser Stelle danken möchte. Die ergiebigste Quelle sind jedoch mein Arbeitgeber, welchen ich hier nicht nennen möchte. Obwohl die Ereignisse von mir immer in sehr stark übertriebener und abgewandelter Form dargestellt werden, möchte ich hier einmal stichwortartig die Begebenheiten nennen, welche sich auf reale Sachverhalte beziehen.

* SGI-Pool
* die zentrale Raumplanung
* der Feueralarm
* die Fledderhabichte
* die Aufzüge mit den hängenden Relais
* Aussonderung der KC-Technik
* KC-Technik und Zifferncodeschloss (insbesondere die Sicherheit  dieser Technik)
* die Rundschreiben des Rektors
* die sogenannte "Sammlung"
* Kassettenabspielgeräte ohne KC-Technik

Weiterhin danke ich Frau Tipp (den Realnamen gebe ich natürlich nicht preis) für Ihre perfekte Familienplanung, einem guten Bekannten für seine Art der Sicherung der KC-Tonbandkassetten auf CD, unserem Bürgermeister, dass er seine Einwilligung zum Bau des eines Tempels für den Gott Konsum gab, der Firma Yellow Strom, einem recht regelmäsigem Besucher der CLUG für seine Beschreibung (inclusive technischer Anleitung) bezüglich der Telefontechnik in Krankenhäusern, wobei die technische Darstellung hier nicht bis in die letzten Einzelheiten geht, stellvertretend Herrn Linus Torwalds für die Erfindung des Linux und allen Programmierern, dass sie auch hin und wieder einen Fehler machen, um die Hacker, Sicherheitsexperten, Virenprogrammierer in Lohn und Brot und bei Laune zu halten und mir auch noch etwas Stoff zu liefern, der Firma Microsoft und Herrn Bill Gates für Windows, den Mircosoft Sidewinder und die elektronische Büroklammer, wobei ich Herrn Bill Gates besonders für sein Werk "Der Weg nach vorn" danken möchte, einer unbekannten Firma für Ihre Stellenanzeige bezüglich eines ZSDBA, allen Programmierern schlechthin für die Bereitstellung des Y2k-Problems, der Firma Apple für den Apple Newton, den SED Genossen und Vorwende-Ost-Politikern für die DDR und einige schöne Wortschöpfungen, welche den Vergleich mit den Wortschöpfungen der heutigen Bürokraten nicht zu scheuen brauchen, unseren heutigen Politikern für ihre Anregungen ganz allgemein und für die Erfindung der Sparsamkeit im Besonderen, der Firma TUI für Ihre Werbung, welche die Initilazündung für diesen Brief an Herrn Leisch war und Herr Ralf Richter für den Hinweis auf die Sache mit Windows NT und Satan.
Wem ich für die Sonnenfinsternis danken soll weiss ich leider nicht, jedoch danke ich den beiden grossen Kirchen unsers Landes für die Hinweise zu diesem Ereignis, denn sicher hat die werte Leserschaft die Echtheit der angegebenen URL's überprüft.
Erwähnen möchte ich noch ein sehr interessantes Gespräch im Rahmen der CLUG, in welchem es darum ging, dass der Zufall in einem Linux-System alle werden kann. 

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