WARNUNG

Die folgende Kolumne des BAfH enthaelt paedagogisch wertvolle Hinweise und Anregungen zum wissenschaftlichen Arbeiten. Alle Bastard-Fans, die sich geschworen haben, nach ihrem entgueltigen Rausschmiss aus der Uni/Schule/Bundeswehr/Berufsschule/Kindergarten nie, nie, nie wieder etwas lernen zu wollen, sollten JETZT SOFORT aufhoeren weiterzulesen.

Der durchschnittliche Brockhaus definiert 'Statistik' als "... methodische Hilfswissenschaft zur zahlenmaessigen Untersuchung von Massenerscheinungen
..."
Der durchschnittliche HochschulLEERER definiert 'Statistik' als "... das laestige Fach, das einer uebernehmen muss, obwohl er Besseres zu tun haette, und das man eigentlich den GymnasialLEERERN ueberlassen sollte."
Der durchschnittliche Student definiert 'Statistik' entweder als "das kleinere von zwei Uebeln", wenn er vor die Wahl gestellt wird: Latinum
oder Statistik, oder als "das Fach in dem man lernt, sich Streichhoelzer unter die Augenlider zu klemmen."
Ich definiere 'Statistik' als "ein bequemes Mittel, die hohen Studentenzahlen zu reduzieren.", aber leider hat der Fakultaetsrat beschlossen, mir bis auf Weiteres die LEERbefugnis fuer Statistik zu entziehen. (Ich haette vielleicht nicht gleich dreimal hintereinander eine Durchfallquote von 99% anstreben sollen; Perfektionismus zahlt sich langfristig nicht aus!)

Der groesste Witz an der Statistik ist natuerlich, dass alles, was in den Buechern und Skripten steht, voelliger Bullshit ist. Das erfaehrt
im Prinzip jeder, der mal ernsthaft versucht, ein wissenschaftliches Experiment nach allen Regeln der Kunst auszuwerten. Aber zu diesem
Zeitpunkt sind die 'Wissenschaftler' dann schon so verblendet von der Gehirnwaesche 'Grundlagen der Statistik I und II', dass sie es gar
nicht mehr mitkriegen: Die einfache Tatsache naemlich, dass jedermann (und jedefrau) natuerlich unterbewusst versucht, bei der statistischen Auswertung genau das Ergebnis zu erzielen, das er (sie) urspruenglich als Hypothese aufgestellt hatte. Und das beeinflusst logischerweise die Wahl der Mittel und somit auch das Ergebnis (jeder Politiker weiss das uebrigens; sonst kann er heute nicht mehr lange ueberleben!).
Aber ganz abgesehen davon, dass wir uns staendig selbst ueber die Wahrheit der Welt betruegen (ist ja nix Neues; steht in jeder ordentlichen Einfuehrung in die Philosophie), kommt noch die Leisch'sche Unsicherheits-Relation hinzu: Statistische Verteilungen kommen immer so zu liegen, dass es fuer den Beobachter am unguenstigsten ausgeht. Wobei das Gesetz gilt: je mehr ein Beobachter ein bestimmtes Ereignis herbeiwuenscht, desto unwahrscheinlicher wird es (nur so ueberleben uebrigens Casinos und die staatliche Klassenlotterie).
hat uebrigens 1987 geschrieben, dass die Leisch'sche Unsicherheits-Relation nichts anderes sei als die Grundlage von 'Murphy's Law' in allen seinen Auspraegungen. Da kann man nur zustimmen!
Die meisten Leser lehnen sich jetzt behaglich zurueck und denken:
"Jaja, der Leisch! Er faselt mal wieder! Wird eben auch langsam alt, der BAfH! Leisch'sche Unsicherheit-Relation! Prokofietzki! Hah!"
Dabei ist total easy zu beweisen, dass ich (wie immer!) recht habe:
Ich schreibe ein kleines Skript, das jede Minute an einer zufaellig ausgesuchten Stelle im Hauptspeicher ein Bit vertauscht. Dann lade ich das Skript auf eine beliebige Workstation, die ich per WebCam gut im Auge behalten kann, und an der gerade ein Diplomand arbeitet, und starte das Skript. (Nebenbei bemerkt ist es immer von Vorteil, seine Experimente so zu gestalten, dass der Experimentator (also ich) nicht vor Langeweile einschlaeft. Man sollte also bei jedem Experiment den Spannungs- und Unterhaltungswert (SUW) nicht vernachlaessigen.)
Waehrend wir also gespannt warten, was passiert, koennen wir uns kurz ueberlegen, was die LEER-Statistik zu diesem Experiment voraussagt. Rein statistisch gesehen duerfte eigentlich gar nix passieren, weil der meiste Kram im Hauptspeicher sowie redundant ist (hauptsaechlich ge-cachte pornographische Bilddateien!). Wenn aber doch etwas passiert, so ist laut Statistik die wahrscheinlichste Reaktion ein Absturz eines Programms oder als zweit-wahrscheinlichste Moeglichkeit ein kompletter Systemabsturz.
Noch arbeitet die ahnungslose VP ('Versuchsperson') an ihrer Abschlussarbeit (fuer die es im uebrigen kein Backup gibt, weil der Backup-Roboter gestern Abend einen kleinen 'Unfall' hatte!). Die Spannung steigt! Genau bei Versuchszeit 7 Minuten, 46.89786 Sekunden stutzt die VP und die Pupillen weiten sich um 15%.
"W...?"
Es folgen 867 Millisekunden der absoluten Ruhe (der sog. Verblueffungs-Delay, wenn das Gehirn von Routine-Aufgaben umschaltet in den Emergency-Modus und die beiden Grosshirnrinden booten!).
"Das is' doch ... also so etwas ... ich glaub', mich tritt ein Pferd ..."
Dann folgt ploetzlich eine Reihe von hektischen HID-Aktionen (sprich Mausbewegungen). Auf dem VNC-Monitor sehe ich, dass sich der Mauszeiger immer genau in die entgegengesetzte Richtung bewegt als die VP die Maus schiebt. Schliesslich geht die VP in den Zustand ROTFL ueber, und ich beende das Experiment ordentlich, indem ich den Rechner abschiesse.
Was ist passiert? Meine Theorie wurde (zumindest im Einzelfall) bestaetigt. Anstatt abzustuerzen wurde offensichtlich ausgerechnet im Maustreiber ausgerechnet das Bit vertauscht, welches in irgendeiner Multiplikation ausgerechnet das Vorzeichen der Mauszeigerbewegung umdreht!
Laut LEER-Statistik ist die Chance, dass so etwas innerhalb der Versuchszeit passiert, ca. 256000000 mal unwahrscheinlicher als, dass der Rechner abschmiert!

Kann natuerlich nur ein statistischer Ausreisser sein. Trotzdem wette ich, dass auch bei einer Reihenuntersuchung staendig solche idiotischen Effekte zu beobachten sind!

Um meine Theorie zu erhaerten, habe ich schon vor geraumer Zeit genau solche Massenuntersuchungen begonnen. Da ich logischerweise nicht jede VP einzeln beobachten kann und ausserdem am LEERstuhl nicht genuegend Diplomanden vorhanden sind, habe ich das Experiment in das Rechnernetz des Bundesfinanzministeriums verlegt und mich in der Auswertung darauf beschraenkt, die einschlaegige Tagespresse zu verfolgen.

Im Bundesfinanzministerium befindet sich ein moderat modernes Rechnernetzchen mit ca. 900 Rechnern (Windoofs) hinter einer hoffnungslosveralteten Firewall. Mit anderen Worten: ideale Voraussetzungen fuer statistische Experimente! Auf allen Workstations laeuft jetzt dort seit sechs Monaten mein kleines Skript, das langsam aber stetig Bits vertauscht.
Laut LEERstatistik wuerde man jetzt erwarten, dass in der Presse von massenhaften Systemabstuerzen, vielleicht so gar bis hin zum zeitweisen Totalausfall des Netzes die Rede ist. Aber ... nichts davon! Gar nix!
Statt dessen lese ich letzte Woche im SPIEGEL, dass die Mitarbeiter des Finanzministers gravierende Fehlkalkulationen bei der Bestimmung des neuen Haushalts und des alten Haushalts (und vermutlich aller Haushalte davor auch noch) einraeumen muessen, und ueberhaupt koenne man sich eigentlich auf gar nichts mehr verlassen, was an Zahlen aus dem Ministerium herauskomme.

Quod erat demonstrandum!


PS: Ich liebe uebrigens Woerter wie 'ge-cachte'! Ein Albtraum fuer jeden Philologen ...

Copyright Florian Schiel 2002

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