Also doch das befürchtete 2. Kapitel des (B)astard (B)ürohengst (F)rom (H)ell

2. Kapitel

Sekretärin Nr. 3.

Dienstag Morgen. Heute früh im Bett, als mich der Schlummer langsam verliess, hatte ich gehofft, dass es vielleicht heute einmal nicht 7.00 Uhr werden könnte und dass vielleicht dieses einmal der Wecker nicht klingeln würde. Diese Hoffnung war aber leider im grausamen Scheppern der Aufweckmaschine zerstoben. Wieder ein neuer Tag. Na wartet!

Ich betrete mein Büro, sinne nach Rache dafür, dass die Welt existiert und suche nach einem Opfer.
Viel zu früh kommt Sekretärin Nr. 3 in mein Zimmer und fragt nach den neuesten Ergebniskennzahlen für den Abteilungsfürsten. Sekretärin Nr. 3 ist eine der übelsten Giftspritzen der Firma und hat den entscheidenden Fehler mich zu oft vor 9.00 Uhr morgens anzusprechen.
Ausserdem ist sie total verknallt in den Abteilungsfürsten und wünscht sich seit vielen Jahren vergeblich, von ihm geheiratet zu werden. Das wirft natürlich ein bedenkliches Licht auf ihren Sinn für Ästhetik.

Leider hatte ich total vergessen, die Ergebniskennzahlen zu erstellen. Zeit gewinnen!
"Ich habe die Zahlen bereits während des Wochenendes zuhause ermittelt. Ich drucke sie sofort aus und bringe sie Ihnen in fünf Minuten", flöte ich zu Sekretärin Nr. 3 und packe meinen charmantesten Augenaufschlag aus.
Sie schüttelt ob meiner Disziplinlosigkeit den Kopf und verlässt mich, irgendetwas vor sich hinmurmelnd. Ich starre ihr hinterher und schwarze Gedanken steigen aus der Tiefe meiner Seele auf.
Zunächst aber muss ich die Ergebniskennzahlen kreieren. Ich starte meinen PC und werfe den Zufallsgenerator an. Zwei Minuten später entsteht der Ausdruck mit den betriebswirtschaftlichen Kennzahlen. Das hat bisher immer genügt.
Ich eile zu Sekretärin Nr.3. Sie hat ein Büro gemeinsam mit den Sekretärinnen Nr. 4 und Nr.6; wir nennen den Raum "Das Frauenhaus". Ich sülze:"Hier bitteschön, extra in Schönschrift gedruckt."
Sekretärin Nr. 3:"Vielen Dank, vielleicht könnten Sie nächstes Monat die Zahlen etwas früher bringen. Ich habe keine Lust immer auf Sie zu warten. Alle anderen geben ihre Zahlen stets pünklich ab."
Was soll das. Will sie Krieg?
"Sie sind immer der letzte, der seine Zahlen bringt und so schwierig kann das bisschen Zeug ja auch nicht sein!"
Ja, ich glaube, sie will Krieg.
"Die paar Zahlen kann man doch wirklich in ein paar Minuten erstellen."
Sie blickt stirnrunzelnd auf meine Ergebniszahlen.
"Sieht sowieso aus, als ob es mit einem Zufallsgenerator erstellt worden wäre."
Albernes Gekiecher der Sekretärinnen Nr. 4 und 6.
Es wird Krieg geben!

Ich führe einen geordneten Rückzug durch, begebe mich in mein Büro und koche erst einmal eine Kanne Tee. Beschreibung hierzu siehe
Kapitel 1.
Ich rauche eine Zigarre, trinke meinen Darjeeling und plane mein weiteres Vorgehen. Eine differenzierte Unternehmensplanung ist der Schlüssel zu allem Erfolg in der Marktwirtschaft. Ja, so wird es gemacht:
Ich versuche mich mit dem Usernamen und dem Password des Abteilungsfürsten in den Rechner einzuloggen. Die Userbezeichnung ist kein Problem: Abkürzung der Abteilung und die Nummer "1". Das wird überall so fantasievoll gehandhabt.
Sein Password dürfte auch kein Problem darstellen. Zunächst versuche ich es mit seinem Vornamen rückwärts geschrieben: geht nicht; dann mit "Pamela Anderson": geht auch nicht; sein Nachname rückwärts geschrieben: nee, haut nicht hin - und der Rechner weist mich total hinaus.
Also dann eben noch einmal von vorn: User Abteilungsabkürzung und die "1", ich versuch es mal mit dem Password: "Produktiv": geht auch nicht; hätte auch nicht zu ihm gepasst; warte mal, er ist doch Hobbyangler. Also: "Karpfen": geht nicht; "Hecht": Login!
"Hecht" war es also - tss, tss.!

Ich benutze den Shedule plus und gebe in den Kalender von Sekretärin Nr. 3 ein Date für 20.00 Uhr im feinsten Restaurant der Stadt ein.
Absender Abteilungsfürst und Bitte um Diskretion.

Mittags in der Kantine. Was gibt es denn heute ? Sieht aus wie Pattex, Schmieröl und Fensterkitt. Ich lese auf der Speisekarte:
Kalbsmedaillon "Königin" mit Kartoffelpürree . Na ja, der Adel ist auch nicht mehr das, was er einmal war.
Aus einem mir unbekannten Grund sitze ich immer allein an einem Tisch.
Ich würge das Pattex in meine Speiseröhre und beobachte an einem Nebentisch die Sekretärinnen Nr. 3, 4 und 6. Normalerweise plabbern sie immer wild durcheinander und kommentieren fachkundig und kritisch die Garderobe eines jeden, der die Kantine betritt. Heute tun das aber nur die Sekretärinnen Nr. 4 und 6. Sekretärin Nr. 3 blickt verträumt aus dem Fenster und ihre Wangen blühen rosig. Aha, die Bombe hat bereits gezündet; sie sieht die Erfüllung ihrer jahrelang gehegten Wünsche kommen.
Was freue ich mich auf morgen. Ich mache mir nur ein wenig Sorgen um die Gesundheit meines Abteilungsfürsten. Na ja, sollte er einem Unfall zum Opfer fallen, hätte vielleicht ICH die Chance Abteilungsfürst zu werden. Ich werde morgen ausnahmsweise einmal pünklich kommen, um nicht wichtige Ereignisse in unserer Firmengeschichte zu verpassen.


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