Hallo Leisch!
Wie Du, der Du ja auch ein Diener der Unterwelt bist, weisst, dass die Diener des Hades niemals sich des Müsiggangs hingeben dürfen, sondern immer im Dienste ihres Herrn für dessen Sache kämpfen müssen. Und darum möchte ich Dir in diesem Brief berichten, wie der Dienst für meinen Herrn in jener Zeit beschaffen ist, da in den Hallen der Weisheit niemand zugegen ist und die hochgelehrten Herren sich von den Mühen ihres Kampfes um Erkenntnis ausruhen um, wie sie sagen neue Kraft zu schöpfen, und mir daher die Hände gebunden sind irgendetwas für meinen Herrn zu erreichen.
So weilte ich am 11. des letzten Monats in einer nahege- legenen Stadt, über welche die Stadt, in deren Hallen der Weisheit ich für meinen Herrn gar wohl manch nützlich Werk vollbracht, die Hoheit hat, gleichwohl die Stadt in welcher ich war zu Gast desselbst noch Hoheit über etlich kleinere Städte, Marktflecken und Dörfer hat. In dieser Stadt fand sich Volk zusammen, welches einer neuen Sekte angehörig ist und sich darselbst als Linux-Jüngrer bezeichnet. Sie nannten ihre Zusammenkunft, welches Wort in Ihrer Sprach Event geheissen, Linux-Tag.
Die Anhänger dieser Sekte, haben die feste Absicht, gegen die dunkle Seite des Computers zu kämpfen und ein stabiles und sicheres Betriebssystem zu erschaffen, weshalb entsprechend einer Sonderdirektive des untersten Kreises zu- folge die Anhänger dieser Sekte genauestens beobachtet und durch Vertreter der unteren Ebenen infiltriert werden sollen.
Natürlich waren auch die Zeitungsleute des dortigen Blattes gekommen, um Ihrer werten Leserschaft von diesem Ereignis Bericht zu geben. Durch geschickte Platzierung im Geschehen brachte ich es fertig, als der Befragung würdig befunden und für diese ausgewählt zu werden. Und bereitwillig erklärte ich den Zeitungsleuten, dass der Herr Linux Torwalds nicht nur das Rad und den Wagen erfunden, sondern auch auch den Rechner erfunden hat, denn es ist gar erschreckend, wie oft man auf die weit verbreitet Meinung trifft, dass der Herr Bill Gates diese Dinge erfunden habe. Der Herr Gates hat sich allerdings sehr verdient gemacht um die Erfindung der elektronischen und gedachten Büroklammer. Wie Dir sicher erinnerlich, war bisher deren Leistung eher unbefriedigend, jedoch scheint dies inzwischen durch die neuen Rechner mit vier oder gar 8 Prozessoren behoben.
Am vergangenen Samstag, es war der 27. November 1999 habe ich meinem tragbaren Rechner schon des Morgens in der Früh, in der siebenten Stunde (was wahrhaft eine heroische Leistung ist), mit dem Rechner in den heiligen Hallen der Weisheit verbunden, welcher da die Nachrichten für ein jedermann bereithält und kundgetan, dass heute in der "Allee am Schlachthof", einem bekannten Tempel des Gottes Konsum in unserer Stadt, in welchem diesem gehuldigt wird und Ihm Opfergaben in Form kleiner runder Metallscheiben und bunter Papierfähnchen dargebracht werden, Bananen an die Gläubigen ausgegeben werden.
Wie Du ja weisst, waren die Handelswege nach dem Osten Germaniens lange unterbrochen und konnten erst vor etwa 10 Jahren freigekämpft werden. Und so ist es hier im Osten Germaniens lange gewesen, dass wir nur selten solcherlei exotisch Früchte aus den Provinzen, welche über das Meer gelegen geniessen konnten und an gar viele solcher Köst- lichkeiten gar nicht zu denken war. Wie leicht vergessen doch die Menschen. Viele der jüngeren unter uns können sich schon kaum noch erinnern an diese Zeit und vergessen denen zu huldigen, welche uns aus der Tyrannei befreit.
So um die zehnte Stunde lasse ich mich mit einem Transport- karren des gemeinen Fahrgastgewerbes zum Tempel befördern, was ich sonst eigentlich nicht zu tun pflege, da ich selbst einen gar prächtigen Streitwagen mein eigen nennen kann, und kann feststellen, dass der Erfolg meiner Kunde einfach überwältigend ist. Eine derartige Wirkung hätte ich mir selbst in meinen kühnsten Treumen nicht erhofft. Die Gläubigen standen je nach Ihrem Stande mit Ihren Karossen, Karren, Streitwagen getrieben von eisernen Rössern im Inneren der Wagen von welchen selbst in den kleinsten derer 26 anzutreffen sind und in den grössten fast derer 200. Viele der Karossen und Streitwagen sind von gar grosser Kunstfertigkeit. Auch waren etliche Krieger auf Ihren eisernen Rössern gekommen, welche ebenfalls von grosser Kunstfertigkeit sind, sind diese doch zum Teil so stark als es 40 normale Rösser sind. Natürlich kamen auch die, welche eher wenig haben gegangen oder auf Ihren eisernen Eseln, wobei ich vermeine, dass Drahtesel für diese eine passendere Be- zeichnung wäre. Von jeweils beiden Seiten der drei Strassen, welche zu dem Tempel des Gottes führen, kamen und standen sie um diesem zu huldigen und zu opfern. Dazu muss ich Dir als einem unserer Stadt Unkundigen noch mitteilen, dass zwei dieser Strassen zu den Ausfallstrassen unserer Stadt gehören.
Es ist gar traurig, dass unser Gewerbe der Achtung so wenig findet, bei denen, die nicht unserer Kaste angehören, denn unser Los ist gar wirklich schwer. Und was sollte denn nur aus der Welt werden, wenn wir sie nicht Tag und Nacht im Gleichgewicht hielten.
Mit höllischen Grüssen
Bastard Administrator des Hades
© Copyright 1999 by Jan Fischer
DISCLAIMER:
Auch wenn Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und Universitäten der Bundesrepublik Deutschland nicht auszuschliessen sind, so hoffe ich doch, dass meine Darstellungen so sind, dass Aussenstehende diese Personen und die Universität nicht erkennen. Sollten diese Personen oder die Universität erkannt werden, so wird jeder gebildete Mensch hoffentlich erkennen, dass dies Darstellung schon so stark übertrieben ist, dass sie mit der Wirklichkeit nur noch sehr wenig gemein hat.