WARNUNG:
Die vorliegende Folge des 'Bastard Ass(i) plots on' beschäftigt sich mit hoch-philosophischen Themen! Allem Lesern mit einem IQ von weniger als 16einhalb und allen Leuten, die Douglas Adams 'Per Anhalter durch die Galaxis' nie verstanden haben, wird dringend empfohlen, JETZT die Löschtaste zu drücken, BEVOR ES ZU SPÄT IST! (Für durchgebrannte Großhirn-Hemisphären übernehmen wir keine Verantwortung!) Ok, du willst es also trotzdem wissen! Na, gut...
Jede Kolumne muß früher oder später die Antworten auf die ganz großen Fragen des Lebens geben (wozu sollte man sich sonst der Mühe unterziehen, jede Woche 400 Wörter zu lesen wo es doch StarTrek im Fernsehen gibt?).
Nun, die Antwort auf die letzte, die ganz große knifflige Frage, nach dem Universum, dem Leben und einfach allem ist ja inzwischen hinlänglich bekannt (Na? Na?... Genau: 48! Note 'sehr gut'! Setzen!). Deswegen fange ich erstmal bescheidener an und beantworte zunächst mal die letzten Fragen, die schon dem lieben Immanuel Kant auf die Nerven gegangen sind. Sozusagen um uns einzustimmen. Wenn wir dann noch Zeit und Lust haben, können wir ja noch ein paar andere anschneiden, wa?
Kant saß also ein Leben lang in Königsberg auf seinem LEERstuhl und hat sich gefragt:
'Was können wir wissen?'
Je nach Aufwand so ziemlich alles. Die meisten Passwörter lassen sich knacken, Mailboxen sind sowieso ein mehr oder weniger offenes Buch und dank Bill Gates werden immer mehr Daten auf immer mehr quasi öffentlichen Rechnern (Windoofs eben) gespeichert. Früher (zu Kants Zeiten) war das natürlich anders; da konnte man geheime Unterlagen noch einfach wegsperren, nicht wahr? Ein Sicherheitsbeauftragter in den USA hat es mal so formuliert: "Ein sicherer Rechner steht heutzutage in einem schweizer Kellersafe, ist ausgeschaltet, der Safe hat weder Netzzugang noch Stromversorgung und meine Schwiegermutter hält mit dem Nudelholz Wache vor der Kellertüre... Und selbst dann würde ich für die Sicherheit der Daten nicht garantieren..."
Also ziemlich leicht zu beantworten, wa?
'Was sollen wir tun?'
Einfach: soviel Geld wie möglich ausgeben, wobei die Quellen ziemlich egal sind. Entgegen allem Gedöns verschiedener Moralaposteln, Gurus, Lamas, Päpsten etc. korreliert immer noch der Cash-Flow am meisten mit dem Lustgewinn. Wer was anderes sagt, hat entweder zu wenig Knete, um mitreden zu können, oder kann von Geburt aus nicht damit umgehen...
Die Frage war fast noch einfacher...
'Was dürfen wir glauben?'
Schon kniffliger. Instinktiv hätte ich sofort gesagt: Gar nix!
Aber wenn ich's mir so überlege, glaube sogar ich an die nächste Gehaltsabrechnung. Mein Glauben geht sogar soweit, dass ich im Hinblick darauf gnadenlos mein Konto überziehe...
Und wenn ich mich so umschaue, glauben die meisten meiner geschätzten Mitmenschen unbesehen alles,was aus den wohl allerdümmsten Informationsquellen aller Zeiten stammt: der Zeitung und dem Fernsehen. Aus der Tatsache, dass dabei trotzdem alle gesund und munter bleiben (auch wenn sie täglich bis über alle Ohren vollgelogen werden!), leite ich messerscharf ab, dass man also ganz im Gegenteil ALLES glauben darf.
Ok, die letzte war etwas schwieriger, aber... naja... deswegen braucht man doch keine grauen Haare bekommen!
Kommen wir jetzt lieber mal zu den wirklich schwierigen letzten Fragen, die uns allen unter den Nägeln brennen:
'Warum spielt Marianne Posaune?'
Ich meine, sie ist ja ein ganz hübsches Mädchen, mit einer tollen Figur und so. Sie spielt in keiner Band und auch nicht im Sinfonie-Orchester des bayerischen Rundfunks. Warum also versucht sie, so ein mauerbrechendes Lärminstrument zu beherrschen?
Na? Eben! Da seht ihr mal, was eine wirklich schwierige Frage ist!
Ok, ich bin natürlich den Weg des geringsten Widerstands gegangen und habe sie einfach gefragt. Die Antwort war ein heftiges Erröten und der schnippische Satz: "Das geht DICH überhaupt nichts an!" Mit Betonung auch 'DICH'.
Wen also dann? Ich habe daraufhin 8 Wochen lang ihre private Email nach dem Wort 'Posaune' scannen lassen. Nichts.
Nur durch reinen Zufall bin ich letzte Woche auf die Lösung dieser fundamentalen Frage gestoßen. In einer größeren Frauenzeitschrift, die ich wegen der soft-pornographischen Werbung regelmäßig durchblättere, stand geschrieben, ich zitiere: "... bewirkt das Anblasen einer Trompete oder POSAUNE eine gründliche Massage und Durchblutung des Gewebes und damit automatisch schön geschwungene, volle und glatte Lippen..."
I rest my case...
'Warum hat Frau Bezelmann einen schwarzen Raben?'
Eine schwarze Katze wäre zu stereotyp...
'Warum bevorzugt der Kollege O. lila Reizwäsche?'
Keine Ahnung! Ich kann auch nicht alles wissen! Z.B. weiß ich auch nicht Frau Bezelmanns wahres Alter! Versuch es mal bei Sethimus Typhon in der R.K.f.H.
Noch eine letzte Frage, aber dann ist Schluß für heute...
'Was für einen Computer soll ich mir zulegen?'
Gute Frage! Eine der wichtigsten existentiellen Fragen des ausgehenden Jahrtausends! Die Wahl des richtigen Computers oder des richtigen Betriebssystems kann dein ganzes Lebensschicksal beeinflussen. Bisher ging man immer davon aus, dass bestimmte Computer von bestimmten Charakter-Archetypen bevorzugt würden. Nicht könnte falscher sein! Es sind natürlich die Computer selber bzw. auch die darauf ablaufende Software, die den Charakter des Benutzers entsprechend formen!
Ich kann hier nur einige allgemeine Tipps geben; wer sich ernsthaft dieser Frage stellen möchte, sollte natürlich unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Abgesehen von einer Vielzahl von Splittergruppen, die aber alle vom Aussterben bedroht sind, gibt es im Wesentlichen nur drei große Charaktere: Microsoft, Macintosh und Linux.
Der 'homo macintoshi' wandelt sich im Laufe der Zeit zwangsläufig zum Techno-Ästheten, der sich gerne mit einem schwachen Dunst der Andersartigkeit umgibt. Form ist ihm meist wichtiger als Inhalt, und er pflegt einen gesunden Snobismus, der ihm das Leben angenehmer macht. Er bevorzugt ein einfaches, klares Design, und Aufgaben, die sich nicht mit einer Maustaste erledigen lassen, sich für ihn 'mangelhaft durchdacht'. Der Macintosh-Charakter hält es für normal, wenn man für das äußere Erscheinungsbild einer Telefonzelle fünfmal mehr Zeit investiert, als für den eigentlichen Telefonapparat. Sein 'worst-case-scenario' wäre der Aufkauf von Apple durch Bill Gates, und sein Paarungsverhalten ist spezifisch auf andere Macintosh-Benutzer ausgerichtet.
Der 'homo linux' ist in vielerlei Hinsicht ein Extremist. Er will sein Leben vollkommen unter Kontrolle haben und sich alle Optionen bis ins letzte Detail offen halten. In vielen Fällen ist er das verkannte Genie, das nach einem langen verbissenen Leidensweg über die ignorante Masse triumphiert (oder auch nicht). Funktionalität und Effektivität bilden die höchsten Prinzipien, oft gepaart mit unangenehmen missionarischem Eifer und einer geradezu faustischen Verbissenheit. Da ihn seine Umgebung oft nicht versteht, lebt er zurückgezogen und lichtscheu als Eigenbrötler. In seinem Arbeitsleben hat er fast immer mit anderen UNIX-Derivaten zu tun. Sein 'worst-case-scenario' ist die Umwandlung von MS-Formaten in eine brauchbare Form. Sein Paarungsverhalten ist einfach: er hat keines.
Der 'homo microsoftis' entwickelt sich nach einigen Jahren zum typischen Fatalisten mit einer schwachen Neigung zum Masochismus. Er erträgt es mit mehr oder weniger stoischer Ruhe, den ganzen Tag mit mystischen Schicksalsschlägen (Fehlermeldungen) und Katastrophen (Systemabstürzen) konfrontiert zu werden. Er hat das unerschütterliche Gottvertrauen, dass alle Widrigkeiten seines Lebens mit dem nächsten Upgrade beseitigt würden, auch wenn die Erfahrung der letzten 10 Jahre gezeigt hat, dass auf jeden beseitigten Fehler 23,8 neue Bugs hinzukommen. Er muss ein kindliches Gemüt haben, weil er sich an 'Neuerungen' erfreuen kann, die in anderen Betriebssystemen schon vor 15 Jahren eingeführt wurden, und er verfügt über etwas, das sonst in unserer schnell-lebigen Zeit absolute Mangelware zu sein scheint: unbegrenzte Zeit. Ich habe MS-User erlebt, denen es nach viereinhalb (4 1/2) Stunden gelungen war, eine Quadratwurzel in ihren Text einzufügen, und es fertigbrachten, dies auch noch als Erfolgserlebnis zu verbuchen. MS-Benutzer versuchen in den seltensten Fällen, den Dingen auf den Grund zu gehen, sondern vertrauen in allen auswegslosen Lebenssituationen auf die 'Ausschalten-Einschalten-Methode'. Das 'worst-case-scenario' des 'homo microsoftis' gibt es nicht mehr, seitdem er ständig darin leben muß; sein Paarungsverhalten ist unspezifisch.
Copyright © 1998 Florian Schiel