Exklusiv-Interview (ungekuerzter Audio-Mitschnitt) aus "Hacker's Havoc", Band F3, S. 88:
Unser Korrespondent Walter Winzigweich (WW) sprach mit dem Bundesvorsitzenden der neu gegruendeten BBB, Herrn Dr. Leisch, ueber die bevorstehende Bundestagswahl:
WW: "Herr Leisch, Ihre Partei gibt es erst seit wenigen Wochen, aber schon sind Sie in aller Munde. Erklaeren Sie bitte unseren Lesern kurz, fuer was steht die Abkuerzung BBB?"
Leisch: "Ist das Ding hier ueberhaupt angeschaltet? (Geraeusch) Hallo? Hoeren Sie mich...?"
WW: "Das Mikrophon ... (lautes Geraeusch)
Leisch: "Na, aber! Jetzt flutscht mir das Ding ... (lautes Platschen, ploetzlich alles gedaempft) ... auch noch von der Krawatte ... Oh, tut mir leid! Mitten in Ihren Masskrug! ... (Geraeusch abtropfenden Bieres, Ton wieder einigermassen klar) ... Wollen Sie eine neues Bier? (fummel)"
WW: "Nein, danke! Um auf meine Frage zurueckzukommen ..."
Leisch: "Ja, richtig! BBB steht ganz einfach fuer 'Bestechliche Bastard Bardei'."
WW: "'Bardei'?"
Leisch: "Ja, der urspruengliche Gruender war ein legasthenischer Franke - Sie verstehen? Den haben wir allerdings inzwischen wieder ausgeschlossen. Hatte einige serioese Ansaetze drauf, Wahlprogramm und so weiter ..."
WW: "Aeh ... aha, nun gut. Jedenfalls sind Sie als derzeitiger Vorsitzender der 'Bestechlichen Bastard Bardei' nun sogar auch als Kanzlerkandidat angetreten. Vielleicht koennten Sie kurz erlaeutern, was an Ihrer Partei so besonders ist. Haben wir nicht schon genug Parteien im Bundestag?"
Leisch: "Gewiss, aber noch keine, die die Bestechlichkeit von vorneherein auf ihre Fahnen schreibt. Das kommt dann immer erst hinterher nach etlichen Jahren heraus. WIR dagegen bekennen uns von vorne herein absolut zur plutokratischen Gesellschaft mit all ihren Facetten ..."
WW: "Das soll heissen, Sie bezeichnen sich selber von vornherein als bestechlich?!"
Leisch: "Richtig! Die gewaehlten Volksvertreter unserer Partei werden als die Einzigen in die Geschichte eingehen, denen nicht vorgeworfen werden kann, sie haetten ihre Waehler nicht ausdruecklich darauf aufmerksam gemacht, dass sie - wie alle anderen Volksvertreter in den Parlamenten - nur jeweils die Interessen des Geldes verfolgen werden. Vor allem des Geldes, das in ihre eigenen Taschen fliesst!"
WW: "Aber glauben Sie nicht, dass ..."
Leisch: "Die Wirklichkeit sieht naemlich ganz einfach so aus, dass Habgier eine der grundsaetzlichsten Eigenschaften des Menschen darstellt. Unser gesamtes Leben dreht sich um Geld! Nur ein Idiot kann das leugnen! Und alle sind im Grunde auch damit einverstanden, weil niemand - wenn er wirklich ehrlich ist - leugnen kann, dass er nicht dem Glanz des Goldes verfallen ist. Also ist es nur recht und billig, wenn auch die Politiker sich um das Geld drehen. Folglich sollte es auch eine ehrliche Politik geben, die das von Anfang an zugibt!"
WW: "Aber die moralischen Werte ..."
Leisch: "Gucken Sie sich doch nur mal in Ihre eigene Zeitung: '3 Tipps um beim Millionen-Spiel zu betruegen', 'Wie knackt man die Lotto-Zentrale', '10000 Creditkarten-Nummern fuer nur $9.99', ausserdem: Hunderte von aufgeflogenen Bestechungs-Affaeren - und wir alle wissen, dass das nur die winzig-kleine Spitze des Eisbergs ist. Wer die BBB waehlt, weiss wenigstens, dass er nicht vier Jahre lang verarscht wird, sondern dass wir genau die Politik machen werden, die die hoechsten Einnahmen bringt! Unsere!"
WW: "Apropos Einnahmen, Herr Leisch. Wie stellen Sie sich denn die Finanzierung der Flutkatastrophe vor?"
Leisch: "... (lacht) ... Naja, das ist nun wirklich gar kein Problem. Sollte die BBB an die Regierung kommen, werden wir als allererstes Marihuana als legales Suchtmittel zulassen und mit einer Steuer von 450% belegen. Dann - was schon lange faellig ist - wird eine drakonische Steuer auf das Booten von Windoofs-Rechnern eingefuehrt. Wenn das nicht reicht, werden wir noch eine Reihe von sinnlosen aber eintraechtigen Strafen erfinden. Zum Beispiel 10.000 Euro fuer das Wegwerfen einer Zigarettenkippe, 6.000 Euro fuer das Pfeifen in Einbahnstrassen nach 22 Uhr, 7.000 Euro fuer das Kauen von Kaugummi in der U-Bahn, die nach Norden faehrt, 18.500 Euro ..."
WW: "Aber ..."
Leisch: "... fuer den Besitz eines Word-Manuals ..."
WW: "Aber ... aber wir leben doch nicht mehr im Mittelalter ..."
Leisch: "Im Mittelalter gab es auch schon eine Steuer auf das Booten von Windoofs?"
WW: "Natuerlich nicht! Ich meine, solche drakonischen Steuern und Strafen wuerde doch heutzutage niemand mehr akzeptieren ..."
Leisch: "Waren Sie schon mal in Singapur?"
WW: "Ich weiss, worauf Sie anspielen, aber schliesslich sind wir hier in Mitteleuropa und nicht in Singapur ..."
Leisch: "Soso ... und die Stadt Muenchen?"
WW: "Wieso ... was ... was ist mit der Stadt Muenchen?"
Leisch: "Die Stadt Muenchen hat letztes Jahr ueber weite Teile des Stadtgebietes Parklizenzbereiche eingefuehrt. Die Dinger sind auf oeffentlichem Grund und Boden, zu deutsch auf den Strassen, die mit Steuergeldern bezahlt wurden. Sie heissen ParkLIZENZbereiche, weil in
diesen Bereichen der Stadt Muenchen die LIZENZ zum Gelddrucken erteilt wird. Das heisst, den Steuerzahlern, die die Strasse sowieso schon
finanziert haben, wird jetzt auch noch auf ganz legale Weise das Geld aus der Tasche gezogen ..."
WW: "Moment! Die Anwohner duerfen in den Parklizenzbereichen umsonst parken ..."
Leisch: "(triumphierend) Aber nur mit einen Wagen! Und die ganzen armen Yuppies mit ihren MX-5 Zweitwagen? Was sollen die denn jetzt anstellen? Den ganzen Tag auf der Leopoldstrasse auf und ab fahren, weil sie keinen Parkplatz mehr kriegen? Also! Wenn die Stadt Muenchen zu mittelalterlichen Methoden greift, warum soll die BBB sich zurueckhalten? Sie sehen also, dass die Finanzierung FUeR UNS ueberhaupt
kein Problem darstellt ..."
WW: "Ich muss zugeben, Sie sind von eine geradezu erfrischenden Offenheit, Herr Leisch. Kommen wir zum anderen Bestandteil des Parteinamens BBB. Wieso nennen Sie sich eine 'Bastard-Partei'?"
Leisch: "Nun, das hat rein praktische Gruende. Dazu muss ich aber etwas weiter ausholen. Als ich 1972 an diesen LEERstuhl ... nein, das wuerde jetzt zu weit fuehren. Also: der eigentliche Zweck der BBB ist natuerlich nicht, fuer die naechsten vier Jahre im Bundestag herumzulungern. Wir sind logischerweise nur an den offiziellen Wahlkampfzuschuessen interessiert, die jede Bundespartei fuer ihren Wahlkampf bekommt."
WW: "Aeh ... was?"
Leisch: "Eben! Die Sache hat nur einen Haken: Wegen irgendwelcher bloeder Vorschriften, die noch aus der Weimarer Republik stammen muessen, haengt die Hoehe der Wahlkampfunterstuetzung auch von der Zahl der Parteimitglieder ab. Daher wurde vom Vorstand (Frau Bezelmann und mir) beschlossen, dass laut Satzung alle Bastarde automatisch Mitglieder der BBB werden ..."
WW: "Bastarde?"
Leisch: "Genau: Bastarde. Jede Frau wird Ihnen ungefragt bestaetigen, dass alle Maenner Bastarde sind. Das heisst, wir haben schon mal ca. 48% der Bevoelkerung als Parteimitglieder. Es kommen zwar noch ein paar weibliche Bastarde dazu, aber die fallen eigentlich gar nicht mehr ins Gewicht. Mit diesen Mitgliedszahlen rechne ich fest auf eine Rekordauszahlung nach der Wahl."
WW: "Aha! Und ... und was werden Sie mit diesen Geldern anstellen? Die naechste Wahl vorbereiten?"
Leisch: "Ich dachte, Sie haetten allmaehlich kapiert, worum es der BBB geht! Natuerlich hat der gesamte Partei-Vorstand bereits die Tickets
auf die Seychellen bestellt ..."
WW: "Herr Leisch, wir danken Ihnen fuer das Gespraech!"
Leisch: "Schon recht. Aeh ... wie war das jetzt? 200 Maeuse pro 5 Minuten? Das waeren dann jetzt rund 525 Teuros. Sie haben's hoffentlich
in bar dabei ...? (cut)"
Copyright Florian Schiel 2002